🟠 Dieses Buch will ich Euch unbedingt empfehlen (auch Sachbuchvermeider können getrost weiterlesen…)!
Es war ein Geburtstagswunsch und ich bin begeistert. Die Autoren Meller (der einigen vielleicht bereits von der Himmelsscheibe von Nebra bekannt ist) und Michel öffnen mit ihrem Buch viele Themenbereiche, die weit über das einfache Präsentieren von Ausgrabungsergebnissen hinausgehen.
🟠 Sie beginnen mit der ursprünglichen Entdeckung 1934 des vermeintlichen Schamanengrabs durch die Nazis und der Missbrauch und Fehldeutungen der Forschungsergebnisse im Sinne des germanischen Mythos.
Der semantische Begriff des „Schamanismus“ wird in seiner historischen Entwicklung unter die Lupe genommen und auf den Wahrheitsgehalt der landläufigen, westlichen Vorstellung von Schamanen untersucht. Hier gehen Meller und Kai sehr ins Detail, was mir gut gefällt, da ich natürlich selbst gewisse Vorstellungen vom Schamanismus hatte, die ich jetzt abgelegt habe.
🟠 Mit neuesten Methoden wurde und wird der Inhalt des Schamaninengrabes untersucht (es liegt nicht nur die mutmaßliche Schamanin darin) und mehrere Genanalysen werden beauftragt. Es kommt fast sowas wie Spannung auf, wenn die beiden Autoren über ihre eigene Aufregung und Vermutungen beim Warten auf die neuesten Ergebnisse erzählen.
Die so erhaltenen Erkenntnisse sind top aufgearbeitet und können von jeder/m archäologisch interessierten/m Leser*in nachvollzogen und verstanden werden. Für mich trifft der Text genau die Mitte zwischen populärwissenschaftlicher Leichtigkeit und wissenschaftlichen Anspruch!
🟠 Am besten gefallen hat mir der subtile gesellschafts- und kirchenkritische Anklang, wenn Meller und Kai über die Gründe für die zeitlose Faszination von Schamanismus resümieren.
Damit hebt sich das Sachbuch positiv ab und macht es für mich zu einer herausragenden unterhaltsamen Lektüre, die über das rein wissenschaftliche hinausgeht.
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