Der preisgekrönte Roman „Die Details“ der schwedischen Autorin Ia Genberg entfaltet seinen Zauber leise und unaufdringlich und hinterlässt einen zarten Geschmack von Vergänglichkeit.
Genbergs Erzählerin der Rahmenhandlung ist krank und hat Fieber und sucht in ihrer Wohnung nach einem ganz bestimmten Buch. Oder vielmehr nach der Widmung darin. Denn sie denkt gerade an einen bestimmten Menschen, der schon länger nicht mehr in ihrem Leben ist.
“Wir leben so viele Leben in unserem Leben, kleinere Leben mit Menschen, die kommen und gehen, Freundinnen und Freunden, die verschwinden, Kindern, die groß werden, und ich weiß nie, welches meiner Leben den eigentlichen Rahmen bildet.”
Ausgehend von diesen Gedanken lässt die fiebernde Erzählerin ihre Beziehungen zu Menschen Revue passieren, die für sie eine große Bedeutung hatten und sie geprägt hatten. Es sind vier detaillierte Einzelporträts von Johanna, Niki, Alejandro und Birgitte, in deren Kontext auch der Charakter der Erzählerin sichtbar wird.
Die Details setzten sich zu einem Gesamtbild zusammen
Besonders nahe und intensiv ist vor allem das letzte Porträt von Birgitte, denn sie ist die Mutter der Erzählerin.
Auch sie ist nicht mehr in ihrem Leben. Das Thema Verlust zieht sich wie ein roter Faden durch die Seiten und stellt die Frage, was bleibt, wenn eine Beziehung zu Ende ist.
“Aus dem Blickwinkel der Toten betrachtet, ist die Chronologie unbedeutend, es zählen nur die Details, die Verdichtung, das Wie, das Was und alles, was mit dem Wer zusammenhängt.”
„Die Details“ ist kein lauter Roman, sondern einer, der mich mit seinen leisen Tönen, seinen Alltäglichkeiten für sich einnimmt. Genbergs Blick auf das Leben und seine Details ist aber nicht alltäglich, sondern vielmehr universell und umfassend.
Habe ich wirklich sehr gerne kurz vor dem Jahresende gelesen.
“Doch dann merkte ich, dass alles vor mir lag, in den Details ringsumher, dass ich nur hinsehen, loslassen, meine Aufmerksamkeit nach außen richten musste, wahrhaftig nach außen. Denn dort steckt das intensivierte Lebensgefühl, in meinem wachen Blick auf einen Menschen.”
Der Roman erschien 2023 auf Deutsch beim Rowohlt Verlag und konnte ich neulich von Pialamama bei einer Tauschaktion ertauschen. Danke schön!
Aus dem Schwedischen von Stefan Pluschkat
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