Ein ältere Mann und eine sehr junge Frau, vierzig Jahre Altersunterschied. Er, ein fast pensionierter Professor, sie, seine Studentin.
Die Hochzeitsreise geht auf die Orkneyinseln.
Auf dem Klappentext steht „obsessive Liebesgeschichte“. Ich bin mir nicht sicher, ob die Geschichte, die Amy Sackville hier erzählt, von Liebe handelt. Von Obssesion sicherlich.
Wir sind im Kopf des Professors und erleben aus seiner Perspektive die Flitterwochen auf den abgelegenen stürmischen Inseln.
Zunehmend verliert er sich in obsessiven Betrachtungen seiner jungen Frau, die er immer weniger fassen kann und die sich in seiner Vorstellung mehr und mehr zum mythologischen Fabelwesen verwandelt.
Er möchte in ihre Gedanken eindringen, in ihre Träume. Er will nicht nur ihren Körper besitzen, er will ihre Geheimnisse und ihr Innerstes ergründen.
Sie entzieht sich ihm immer mehr bis zur letzten Konsequenz.
Die Sprache Sackvilles ist poetisch und faszinierend. Dadurch, dass wir die Geschichte durch die Augen des Professors erleben, wird nie ganz klar, was seiner Phantasie entspringt und was Real ist. Wir erfahren nichts über die Gefühlswelt seiner jungen Frau. Vieles bleibt unserer Vorstellungskraft überlassen, mit viel Spielraum für unsere eigenen Interpretationen.
Dieser Spielraum macht für mich den größten Reiz des Romans aus. Die wundervolle Sprache mit den zahlreichen mythologischen Verweisen schafft ein traumgleiches Leseerlebnis, das (mir) stellenweise etwas intellektuell zu anspruchsvoll anmutet.
Eine leise Empfehlung für Liebhaber*innen von Sprache und Mythologie.
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