Schwerer als das Licht von Tanja Raich

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Schwerer als das Licht von Tanja Raich

Es ist die Art von Buch, die mich als Nicht-Literat*in vor große Herausforderungen stellt. Ich bin aber der Meinung, dass Literatur für alle Menschen, egal welche Lesestufe, zugänglich sein kann.  Ich kann meine Meinung nicht in geschliffener Rezessions-Prosa formulieren, und empfinde das angesichts solcher Bücher als starke Unzulänglichkeit. Es gehört für mich persönliche Überwindung dazu, trotzdem meine subjektive Meinung dazu zu veröffentlichen, mich so bloßzustellen in meinen hilflosen Versuchen, nach den richtigen Worten zu suchen. 

Ich möchte Euch damit zeigen, dass es sich lohnen kann seine persönliche literarische Wohlfühlzone zu verlassen und es mit Bücher außerhalb des gewohnten Spektrums zu versuchen.

Dieses Buch nahm mich im ersten Kapitel sofort mit auf die Insel, mit auf diese Insel, die einstmals ein fruchtbares tropisches Paradies, jetzt einem merkwürdigen Verfall anheim gefallen ist. Etwas ist faul.

Die Kapitel wechseln  in der Erzählstruktur zwischen Ich-Erzähler*in und personellem Erzähler*in und in der Zeitebene zwischen jetzt und Vergangenheit.

Am Anfang ist die Erzählung konkreter, schlägt mich schnell in ihren Bahn und ich möchte unbedingt wissen, was auf der Insel passiert/passiert ist. Dieser Wunsch wird mir nicht erfüllt werden. Stattdessen lädt mich die Geschichte zum freien Assoziieren und Interpretieren ein, was fast noch besser ist.

Die Handlung entwickelt sich krass, es wird brutal, es gibt viel Gewalt. Warum, und wer Opfer und Täter*in ist, bleibt verschwommen, mich überkommt beim Lesen ein Gefühl von Verwirrung, es herrscht ein Gefühl von Gefahr und Bedrohung. Starke Assoziationen mit „Herr der Fliegen“ kommen in mir hoch. 

Die Erzählung entwickelt sich schnell, doch die Handlung wird immer schwieriger zu erkennen. Immer größer werden die Lücken, die ich mit meiner eigenen Interpretation und Gedanken füllen kann.

Ich habe das Gefühl, ich schaue einem verletzten Tier zu, dass immer aggressiver wird und alles zerstört, was ihm/ihr in die Quere kommt. Die Erzählzeit  aus Gegenwart und Vergangenheit verschwimmt, die Unterschiede zwischen Mensch und Tier verwischen.

Ich muss die Kapitel schnell lesen, möchte eine Antwort, eine Befreiung, doch die wird es nicht geben.

Zum Ende bleibe ich mit einem Gefühl von Bedrohung zurück, dass mich auch in meiner Welt jenseits der Insel verfolgt.

Der Roman hat meine Phantasie beansprucht, hier wird nichts vorgegeben, der/die Leser*in wird nicht an der Hand genommen.

Ich war gefesselt und gefordert.

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