Was danach kommt von Anika Suck

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Was danach kommt Anika Suck Rezension

Ich fand ihn ziemlich speziell und es fällt mir schwer ihn einzuordnen. Der Klappentext betonte teilweise, wie fand, Aspekte des Romans, die ich dann während des Lesens als gar nicht besonders prägnant empfand.

Sucks Protagonistin passiert etwas, was auch mein schlimmster Alptraum wäre: Karmen ist während einer Autofahrt durch ein Telefonat kurz abgelenkt und überfährt ein kleines Mädchen, dass ihr vor das Auto gelaufen ist. 

Das Mädchen stirbt.

Der Unfall ereignet sich direkt vor dem Kindergarten, in dem die 25-jährige Karmen als Erzieherin arbeitet. Sie war an diesem Tag zu spät dran und ziemlich gestresst. Und dann rief auch noch ihre Mutter an.

Für Karmen beginnt nach dem Unfall ein Alptraum. Die Presse stürzt sich auf sie und es kommt zum Prozess.

„Eingesperrt oder auf freiem Fuß? Schuldig oder nur schuldbewusst? Die Prämisse ist immer dieselbe. Ich habe ein Kind getötet.“

Was danach kommt? Suck beschreibt das Weiterleben mit der Schuld

Vielmehr scheint Suck diese Überzeichnungen zu nutzten, um die Absurdität des Prozesses zu verdeutlichen und die inneren Irritationen ihrer Figur, die dem Prozess ausgeliefert ist, zu verdeutlichen.

Suck hat einen Roman über Schuld geschrieben. Und zwar über Schuld, wie wir sie vermutlich alle im Lauf unseres Lebens anhäufen, aber notwendigerweise (?) oft irgendwie verdrängen. Auch bei Karmen erinnert „ein Gruselkabinett voller Geister“ an die Schuld in ihrer Vergangenheit. 

Sie fühlt sich nach dem Unfall, der bei ihr das Schuldgefühl und den Selbsthass ins Unermessliche steigen lässt, sehr alleine und verloren. So losgelöst vom Alltag und frei schwebend versucht Karmen wieder an ihre  Vergangenheit anzuknüpfen und ein paar Schuldfäden aufzulösen.

Nur was ist individuelle Schuld und was ist die Schuld der Umstände? Oder anders gesagt: befreien dich unglückliche Umstände oder der Zufall von der Schuld?

„In Wahrheit zählt am Ende für dich nur, was du selbst von dir hältst und wie du damit umgehst.“

Ich finde, das sind interessante Fragestellungen, die ich mir gerne noch deutlicher herausgearbeitet gewünscht hätte. Für mich fügten sich die slapstickartigen Gerichtsszenen nicht gut mit den melancholischeren Szenen zusammen, die die Verlorenheit und die Trauer der Figur transportieren und die mir eigentlich gut gefallen haben.

Auch der konstruierte Schluss mit einem überraschenden Joker hat mir persönlich nicht so gut gefallen und rückt den Roman in Richtung Satire.

Auf der anderen Seite schätze ich auch sehr, dass Suck für ihr Debüt zusätzlich zu dem schwierigen Thema unkonventionelle Erzählwege wählt, auch wenn sie meinen persönlichen Geschmack nicht ganz treffen. Gerade bei den literarischen Debüts lese ich sonst oft immer wieder ähnliche Themen und Stile.

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