„Tote Schwäne tanzen nicht“ ist der Debütroman der Tänzerin, Choreographin, Regisseurin und Schriftstellerin Miřenka Čechová.
Darin lässt die tschechische Autorin ihre junge Ich-Erzählerin von ihren Gefühlen und Erlebnissen während ihrer strengen Ausbildung an einem renommierten staatlichen Ballettkonservatorium erzählen.
Ich hatte den Roman auf der Frankfurter Buchmesse am Stand des neuen Anthea Verlages entdeckt, der sich auf Bücher aus Mittel- und Osteuropa spezialisiert hat und weil ich Ballettgeschichten seit meiner Kindheit sehr liebe, hab ich ihn gleich danach bestellt.
Čechová selbst absolvierte eine Ausbildung zur Balletttänzerin am Prager Konservatorium und kann also für ihren Roman aus einem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen.
Tote Schwäne tanzen nicht
In dem episodenartigen Text berichtet ihre Erzählerin, vom Alltag am Konservatorium und vor allem von dem immensen Leistungsdruck, der auf die jungen Schüler:innen dort ausgeübt wird. Zu den körperlichen Anstrengungen des harten Trainings kommen noch Erniedrigungen und psychologischer Missbrauch durch die Trainer:innen hinzu.
„Jeder einzelne Zentimeter deines Körpers ist bis zum Bersten voll mit dem Gefühl der Unsicherheit. Du bist ganz angeschwollen vor Schmerz“.
Mit junger und authentischer Stimme zeigt die Erzählerin einen jungen Menschen, der versucht an diesem unmenschlichen System der Dressur nicht zu zerbrechen und für sich verschiedene Wege sucht, innerlich zu überleben. Drogen und Alkohol bieten eine willkommene Fluchtmöglichkeit.
„Du machst einfach alles, damit du dich zumindest für einen Moment vernichtest und vergisst. Nach so einer Gehirnwäsche geht es dir zumindest eine Weile gut. Die einzige Form, wie die du dich auflehnen kannst.“
Die Erzählerin berichtet auch von ihren Freund:innen, die mit ihr das Konservatorium besuchen. Viele werden die Ausbildung abbrechen. Es ist allen nur zu bewusst, dass der Traum von der Karriere als berühmte und strahlende Ballerina sich wahrscheinlich für niemanden erfüllen wird. Und trotzdem gibt es auch die schönen Momente auf der Bühne, die für vieles entschädigen. Reicht das?
Wenn du dich ein bisschen für Ballett interessierst und/oder Filme wie „Black Swan“ gesehen hast, sind die Einblicke in dieses Milieu wahrscheinlich jetzt keine Überraschung für dich. Bei mir punktet der Roman mit seiner authentischen und ehrlichen Erzählstimme, die mich tief in die Psyche eines Mädchens blicken lässt, das systematisch für ein unerreichbares Ziel gebrochen wird.
Die episodenartig Erzählform mit den dazwischen gestellten Tagebucheinträgen lässt meiner Meinung über längere Passagen etwas an Spannung und Prägnanz vermissen, wie ich sie dann vor allem auf den letzten Seiten sehr gelungen finde.
Ich glaube, ich habe noch ziemlich wenig Literatur aus Tschechien gelesen, deshalb freue ich mich sehr über das tolle neue Programm aus dem Anthea Verlag. Außerdem ist Tschechien das Gastland für die Frankfurter Buchmesse 2026, da gibt es für mich bestimmt noch so einiges zu entdecken!
Aus dem Tschechischen von Julia Miesenböck




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