DAS EIS-SCHLOSS von Tarjei Vesaas

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Das Eis-Schloss Tarjei Vesaas Rezension

„So einfach ist dieser Roman. So feinsinnig. So stark. So anders als alle anderen. Er ist einzigartig. Er ist unvergesslich. Er ist außergewöhnlich.“

  • aus dem Nachwort zu „Das Eis-Schloss“ von Doris Lessing

Ich würde auch nicht sagen, dass die Geschichte der beiden Mädchen Siss und Unn zeitlos ist. Aber das Lesevergnügen, das die feinsinnige und sehr atmosphärische Prosa Vesaas bereitet, ist es allemal.

Im Zentrum der Geschichte steht das Eis-Schloss, das sich jedes Jahr im Winter an einem gefrorenen Wasserfall bildet, ganz in der Nähe des Heimatdorfes von Siss. 

In diesen kleinen Ort zieht ein neues Kind zu seiner Tante, weil seine Mutter gestorben ist. Es heißt Unn, und löst durch ihre Fremdheit und Andersartigkeit eine große Faszination bei ihren Gleichaltrigen aus.

Vor allem Siss fühlt sich von dem Mädchen stark angezogen und sucht ihre Freundschaft.

Vesaas versetzt mich in die kindliche Gedankenwelt von Siss, die mich als Erwachsene*r zart anrührt. Ihre Mädchengedanken sind rein, ihre Gefühlswelt ist jenseits von jeglichem Zynismus. 

Zeitloser, poetischer Schreibstil

Und doch wird sie, als Unn verschwindet, von Schuldgefühlen niedergedrückt und von einer Einsamkeit und Sehnsucht, die lange anhalten wird.

„Das Eis-Schloss“ passt für mich wunderbar in diese Vorweihnachtszeit, wo eben das Miteinander, das sich Umeinander kümmern im Vordergrund stehen sollte.

Abgerundet hat diese besondere Lektüre das schöne Nachwort von Doris Lessing, die noch einmal nachdrücklich und begeistert auf die Besonderheit und die Strahlkraft von Vesaas Roman hinweißt.

Ein lohnenswerter Ausflug abseits meiner ausgetretener Pfade und literarisch genauso funkelnd und verzaubernd wie das Eis-Schloss!

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel

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