Das Spiel des Tauchers von Jesse Ball

Geschrieben von:

Das Spiel des Tauchers Jesse ball Rezension

„Das Spiel des Tauchers“ spielt in einer nicht näher benannten Zukunft. Aus den Eingangskapiteln entnehme ich, dass die Welt durch Migrationsströmungen aus den Fugen geraten ist und das Zusammenleben, wie wir es kennen, beendet wurde.

Die Nachkommen der Flüchtlinge, die Quads, leben in genau regulierten Quadranten, in denen sie sich frei bewegen dürfen. Sie dürfen aber die Städte, in denen die machthabenden Bürger*innen, die Pats, leben, nicht betreten. Umgekehrt haben die Pats zu allen Bereichen Zugang und können über die Quads, die durch Gesichtstätowierungen und die abgetrennten Daumen gut erkennbar sind, bestimmen, verfügen und sie töten, ohne dass es als moralisch verwerflich angesehen wird.

“Wir sind einander nicht ähnlich! Wir sind nur denen ähnlich, denen wir ebenbürtig sind, jenen, von denen wir wissen, sicher wissen, dass sie so sind wie wir. Das wird der Lauf der Zeit beweisen.”

Das System wird durch den Einsatz von tödlichem Gas, das nur im Besitz der herrschenden Klasse ist, aufrecht erhalten. Jede*r Pat, sogar die Kinder, ist mit Gaskartuschen und einer Gasmaske bestückt, mit denen er jeder Zeit seine Umgebung vergiften kann. Die Quads ohne Gasmaske sterben dann qualvoll in einer tödlichen Gaswolke.

Jesse Ball beleuchtet „Das Spiel des Tauchers“ die Auswirkungen dieser Gesellschaftsordnung für beide Seiten schlaglichtartig in verschiedenen Episoden. Dabei geht es weniger um die politischen und technischen Details, sondern vielmehr darum, was eine solche Trennung und die andauernde Indoktrination im Inneren der Menschen anrichtet.

Beängstigend passgenau Zukunftsvision?

Die Parallelen zu unsere jetzigen Welt sind trotz der literarischen Verfremdung verstörend akkurat abgebildet. An vorderster und offensichtlichster Stelle steht dabei der aktuelle weltweite Umgang mit Flüchtlingen. Aber auch andere moralische Fragen, wie unser Umgang mit Tieren oder der ausbeuterische und ungerechte Verbrauch unserer natürlichen Ressourcen bieten sich als Parallele an.

In besonderer Relation zu meinem eigenen Handeln steht der letzte Teil des Romans, der die Frage beantwortet, wie ein Leben in einem solchen menschengemachten und menschenverachtenden System überhaupt mit einer individuellen Verantwortung vereinbar ist. Der Schluss liefert viel Stoff zum Nachdenken und großen Diskussionsbedarf, sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene!

Ich würde sagen, der Roman erfordert Offenheit für eine etwas ungewohnte Erzählstruktur und den Willen zur Abstraktion. Dann erwischt dich aber auch das Ende mit heftiger Breitseite!

Von mir eine Leseempfehlung! 

Das Spiel des Tauchers Jesse ball Klappentext

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert