Interessieren dich Romane, die sich mit Schwangerschaft und Geburt auseinander setzten?
Ich finde die literarische Bearbeitung dieser Themengebiete definitiv spannend und natürlich auch persönlich interessant, muss aber sagen, dass ich meine Lektüre in diesem Bereich sehr sorgfältig auswähle.
Aber allein das Cover und den Titel des Debütromans „Fremdlinge“ von Anna Katharina Laggner fand ich bereits ansprechend.
Der Inhalt ist es auch. Es ist eine komplett subjektive Beschreibung einer Zwillingsschwangerschaft über die (fast) 40 Wochen und lässt mich an der Gedankenwelt einer autofiktionalen Erzählerin teilhaben.
Die Autorin der Aufzeichnungen hat bereits einen 8-jährigen Sohn und ist jetzt, überraschend und ungeplant, schwanger mit Zwillingen. Sie beschreibt ihr Hadern mit der Mutterrolle genauso offen wie die Überlegungen über eine mögliche Abtreibung.
Kein Buch bei unerfülltem Kinderwunsch!
Laggner thematisiert in „Fremdlinge“ sehr viel die gesellschaftlichen Erwartungen an Schwangere und später auch an Mütter. Die Gedanken der Erzählerin kreisen um Fremdbestimmung, klassische Geschlechterrollenzuschreibungen und ihre eigene, im Widerspruch dazu stehende Realität.
Die wirklich nur sehr sparsam ausfallenden Beschreibungen körperlicher Schwangerschaftsauswirkungen erleichtert mich, irritiert mich aber auch. Auch das fast völlige Fehlen von Ängsten und gesundheitlichen Sorgen in der Gedankenwelt der Erzählerin unterstreicht den absolut subjektiven Charakter des Romans.
Der Roman liest sich sehr flüssig und ist ziemlich unterhaltsam. Die große Epiphanie bleibt aber aus, ist vermutlich so auch nicht gewollt. Ich lese den Text als angenehme Lektüre ohne den Anspruch auf Universalität oder größere Gesellschaftskritik.
Damit bekommt der Roman bei mir das Etikett „unterhaltsam, lesenswert und ungefährlich“, was ich merkwürdigerweise gleichermaßen als positiv wie negativ empfinde. Er wird bei mir als nette Lektüre und nicht als großes Highlight mental abgespeichert.
Auch dir bleibt somit überlassen, ob du meine Besprechung als Leseempfehlung auffassen möchtest, abhängig davon was du in einer Lektüre suchst.
Ein großes Dankeschön an den Residenz Verlag, bei dem ich auf der Frankfurter Buchmesse 2023 den Roman als Rezensionsexemplar mitnehmen durfte.
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