Die koreanisch-amerikanische Autorin von „Happiness Falls“ Angie Kim konnte mich schon mit dem 2020 erschienenen Roman „Miracle Creek“ ziemlich begeistern.
Keine Frage, dass ich ihren neuen Roman ebenfalls lesen bzw. hören wollte.
In „Happiness Falls“ setzt Kim wieder auf eine ähnliche Mischung wie bereits in „Miracle Creek“: psychologische äußerst liebevoll gezeichnete und ausgefeilte Figuren, geheimnissvolle Rätsel und Spurensuche, eine Familie, die mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen hat und für mich besonders reizvoll: Ein gut recherchierter, wissenschaftlicher Hintergrund.
Die Familie aus „Happiness Falls“ ist die Familie der 20-jährigen Ich-Erzählerin Mia, die – genauso wie Angie Kim selbst- koreanische Wurzeln hat und in den USA lebt. Die subtile Ausgrenzung und die Vorurteile gegenüber asiatischen Einwanderern in den USA sind ein Thema, das Kim immer wieder aufgreift. Mia hat neben ihren Zwillingsbruder John noch einen jüngeren Bruder, Eugene, der aufgrund einer Autismus-Spektrum-Störung in Kombination mit dem Angelmansyndrom nicht kommunizieren kann.
Das wird zu einem großen Problem, als der 14-jährige eines Tages völlig verstört alleine aus dem Park nach Hause kommt, in dem der Vater der Familie spurlos verschwunden ist.
Wie funktioniert Nonverbale Kommunikation?
Neben der Polizei, die schnell Eugene auf dem Radar hat aber nicht befragen kann, sucht auch Mia und ihre Familie nach ihrem Vater. Sie stoßen dabei schnell auf Geheimnisse und dunkle Stellen im Leben ihres Vaters, die sie nie für möglich gehalten hätten.
Diese Nachforschungen und Spurensuche sorgen natürlich für die nötige Spannung und machen den Roman wieder zu einem richtigen Pageturner. Doch neben der Spannung skizziert Kim ein nuanciertes Porträt einer sich sehr zugewandten und liebevollen Familie, in der vielleicht doch nicht alles so ist, wie es scheint.
Ich würde sagen, das große Thema, das als base layer unter der Geschichte liegt, sind unsere Vorurteile. Dabei spielt Kim geschickt mit meinen eigenen Vorurteilen als Leserin, die durch andere Romane und Filme mit autistischen Figuren geprägt wurden.
Ich liebe Mias detaillierte Gedankengänge mit wissenschaftlichen Anstrich (und Fußnoten) zur Vorurteilen, Glücksforschung und anderen geisteswissenschaftlichen Theorien. Auch die Hintergrundinformationen zu (nonverbaler) Kommunikation finde ich ziemlich spannend und machen das Hörbuch für mich zu einem großen Vergnügen.
Auch gerade den Schluss finde ich gelungen, ich gehöre aber auch zu den Leser:innen, die nicht alle Fragen beantwortet haben müssen.
Also wieder ein ganz toller, gleichermaßen Spannender und mehrschichtiger Roman von Angie Kim, der mit fast noch besser gefallen hat, als „Miracle Creek“ und eine Empfehlung für dich!
Als Hörbuch (erschienen bei Der Audio Verlag)
Die wunderbare Stimme der Schauspielerin und erfahrenen Hörbuchsprecherin Rike Schmid verleiht der Lesung von »Happiness Falls« eine besondere Intensität und lässt mich für die Dauer des Hörbuches komplett in die Welt von „Happiness Falls“ eintauchen.
Das Hardcover erschien jetzt bei Hanser blau.
Übersetzt aus dem Englischen von Wibke Kuhn
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