PENANCE von Eliza Clark

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Penance Eliza Clark Rezension

Ein fiktiver True Crime-Roman

Der Debütroman der vielversprechenden britischen Autorin hatte mich so fasziniert, dass ich dringend mehr von ihr lesen wollte.

Dazu bedient sie sich der Erzählstimme des fiktiven Journalisten Alec Z. Carelli, der in Form einer Investigativ Reportage den furchtbaren Mord an einer 16-jährigen Schülerin in einem kleinem Küstenort in Yorkshire untersucht.

Die Teenagerin wurde damals in einer Strandhütte von Mitschülerinnen über Stunden gefoltert und anschließend lebendig verbrannt.

Mit Carelli als Ich-Erzähler lässt mich Eliza Clark tief in die beängstende Welt dieser Schülerinnen und ihres disfunktionalen und desillusionierten Umfeldes eintauchen. Carelli befragt die Familien der Mädchen und ihre Freundinnen und nimmt Bezug auf ihr Blog- und Tagebuchaufzeichnungen.

So enstehen die Psychogramme von orientierungslosen Jungendlichen, die weder in ihrer heruntergekommenen Heimatstadt noch in ihren Familien Halt finden. Und die sich in Onlineforen und krankmachenden Fandoms verirren. 

Die Schule zeichnet Clark als einen Ort des Mobbings und der Demütigungen, die die verlorenen Jungendlichen keinerlei Perspektive bieten kann.

Dabei ist Carelli selbst auch kein unbeschriebenes Blatt: seine Karriere als Journalist und Buchautor ist im Sinkflug. Er erhofft sich durch das durch seine Recherchen entstehende literarische True Crime Buch eine finanzielle Rehabilitierung. 

Gibt es literarisches True Crime?

Dabei geht er auch kritische mit reißerischen True-Crime Podcasts ins Gericht und verurteilt deren despektierliche Ausbeutung von furchtbaren Taten.

Boah ja, mir hat der Roman einfach unglaublich gut gefallen! Eliza Clark durchdringt  das Genre True Crime wirklich on point. Gerade das letzte Interview mit Carelli selbst ist eine große Offenbarung und hält mir den Spiegel vor. Alles an dem Roman ist fiktiv und doch ähnelt die Aufbereitung des Falls durch Carelli so vielem, was ich selbst schon konsumiert habe. Auch die krass detailreichen Porträts der Jungendlichen, die jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert werden, sind realitätsnah. Sie zeigen den tief verankerten Wunsch bei furchtbaren und grausamen Taten den Grund in der Psychologie der Täter*innen zu suchen.

Die Fandoms, die Clark beschreibt und die sich in ihrem Roman rund um einen fiktiven Amoklauf drehen, gibt es so auch in der Realität. Auch um bekannte True Crime Fälle, wie beispielsweise in Deutschland um den Vermisstenfall Rebecca Reusch, gibt es heute eigene Fandom Zirkel, die sich online organisieren und in die Einzelne ganz tief abtauchen und/oder zur Kommerzialisierung nutzen.

Wie schon „Boy Parts“ fand ich „Penance“ genial und spannend erzählt. Clarks ganzer Roman ist mehrschichtig angelegt und erfreut mich sehr mit einer gewissen Subtilität, die ich in „Boy Parts“ noch nicht so ausgeprägt wahrgenommen habe.

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