Ich liebe einfach Neuerscheinungen. Aber noch mehr liebe ich einfach gute Romane mit guten Geschichten und dann ist es egal wann sie erschienen sind.
Ein solcher Roman ist „Untertauchen“, den ich dir heute zeigen will und der 2020 erschienen ist. Es war der Debütroman der britischen Autorin Daisy Johnson, die damit jüngste Finalistin für den Booker Prize wurde.
Der Inhalt und die Themen des Romans sind nicht so einfach zu greifen, denn die Geschichte mäandert in nicht chronologischer Abfolge wie der Fluss an dem und auf dem die Handlung spielt.
Im Kern steht eine verschachtelte und komplizierte Mutter-Tochter Beziehung. Es gibt ein Drama vom Ausmaß und nach dem Abbild einer griechischen Tragödie und es gibt Schuld, Unschuld und unaufgelöste Rätsel.
Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Gretel, die ihre Mutter unerwartet am Fluss wiederfindet, nachdem sie 16 Jahre lang verschwunden war. In ungeordneten Zeitsprüngen erzählt Gretel auch immer wieder aus der Zeit ihrer Kindheit und aus der Zeit nach dem Verschwinden ihrer Mutter. Viele Jahre hat sie als Jugendliche und später als Erwachsene nach ihr gesucht und sich schließlich in einem Leben ohne elterlichen Beistand eingerichtet.
Erwachsen werden ohne Mutter
Als ihre Mutter Sarah dann wieder auftaucht, haben sich beide verändert. Während Gretel zu einer erwachsenen Frau geworden ist, hat das Gedächtnis ihrer Mutter bereits Lücken. Wie hat sie die Jahr verbracht und warum ist sie weggegangen?
Was ist damals genau passiert und warum wird ihre Mutter von unzusammenhängenden Erinnerungen gequält?
Auch als Leser*in erschließt sich mir die Geschichte auf Grund der sprunghaften Erzählweise nur langsam. Verschiedene Figure scheinen verschiedene Identitäten zu besitzen und wie zuverlässig ist die Erzählerin?
Johnson erschafft eine düstere Atmsophäre, die nach dem feucht moderigen Fluss riecht, der sich als Konstante durch den Roman zieht. Ich bin gebannt von dieser Geschichte, deren Tragödie sich nach und nach entschlüsselt und deren Katharsis am Ende kickt.
„Untertauchen“ ist auf jeden Fall ein zeitloser und absolut empfehlenswerter Roman, den ich als Glücksgriff aus der Bücherei mitgenommen hatte.
Ich so bin sehr, sehr froh, dass ich Daisy Johnsons neuen Roman „Die Schwestern“ schon zu Hause habe, denn sonst müsste ich sofort den Bestell-Button bemühen.
Leider empfinde ich bei beiden Romanen die Soft-Cover als Totalausfall, die dem literarischen Niveau, zumindest von „Untertauchen“ nicht gerecht werden
Erschienen 2020 beim btb Verlag von Penguin Bücher. Viel Erfolg an Daisy Johnson!
Aus dem Englischen von Birgit Maria Pfaffinger
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