Gerade beendet, mit einem dicken Kloß im Hals und Liebe im Herzen.
„Voller Dankbarkeit, voller Freude werde ich sein.“
Aufmerksam wurde ich auf diesen Roman und die Autorin durch @thedanielschreiber, der den bereits 2005 in den USA erschienene, ins Deutsche übersetzt hat. Gaitskill ist in den USA eine bekannte und ausgezeichnete Schriftstellerin, die sich in ihren Werken mit Frauenrollen und Sexualität ,aber auch kontroverseren Themen wie Prostitution und BDSM, auseinandersetzt.
Ich empfand „Veronica“ nicht als kontrovers, sondern eher als einen zart erzählten Roman, der seine Kraft nicht durch Dramatik und laute Effekte, sondern durch leises und genaues Hinschauen entfaltet.
Im Zentrum des Romans steht die Beziehung zwischen Alison, der Ich-Erzählerin, und Veronica. Zuerst schrieb ich „Freundschaft“, doch das löschte ich wieder, denn es ist komplexer. Da sind komplizierte Gefühle zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen, eines ist jedoch konstant. Sie können sich voreinander zeigen, wie sie wirklich sind, es sind keine Masken nötig, keine Schutzpanzer. Und obwohl jede die andere in all ihrer Fehlbarkeit, Menschlichkeit und ja, auch Hässlichkeit erkennt, bleiben sie einander verbunden, mal loser, in manchen Phasen wieder tiefer.
Es ist letztendlich Liebe.
Gaitskill erspart ihrer Erzählerin wenig, gezeichnet vom Leben an Körper und Geist, blickt sie auf ihr Leben und ihre Beziehungen zurück. Es gibt berührende Szenen von Selbsthass und Selbstbestrafung, aber auch von Erkenntnis und Hoffnung. Schon früh erfährt man, dass Veronica an Aids gestorben ist, aber erst in den letzten Kapiteln erfährt man mehr über diese letzten Wochen. Diese Kapitel haben mich sehr bewegt.
Mit welcher Lebensreife und Weisheit Gaitskill unsere menschliche Zerbrechlichkeit beschreibt, wie sie ihre Ich-Erzählerin hinter die Schutzmauern anderer blicken lässt und auch mit sich selbst immer ehrlich ist, hat mich stark beeindruckt. Wo die Gesellschaft vordergründig nur abgelebte Verlierertypen sieht, blicken wir mit Alison hinter die Fassade und sehen oft Traurigkeit und Verlust.
Der Roman ist sicher kein Crowd pleaser und kein Straßenfeger. Ich mochte ihn, denn mit „Veronica“ fühle auch ich mich trotz meiner Fehler und Eitelkeiten als Mensch erkannt und, welch unendlicher Trost, geliebt.
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