„A wie Ada“ ist nicht der erste Roman, den Dilek Güngör veröffentlicht. Ihr dritter Roman „Vater und ich“ stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2021. Für mich ist es allerdings der erste Text der Jouranlistin und Schriftstellerin, den ich lese.
„A wie Ada“ war für mich ein ungewöhnliches Leseerlebnis. Ich mochte es, die leichten Miniaturen aus poetischer Prosa zu lesen.
Güngör nähert sich in kleinen einzelnen Episoden an ihre Protagonistin Ada an, zeigt in einzelnen Erlebnissen und Gedanken Ada als Kind, als Jugendliche und als Frau.
In vielen der Szenen lese ich ein vertrautes Gefühl heraus. Das Gefühl anders zu sein, am Rande zu stehen, nicht dazuzugehören, das Gefühl anders zu sein.
“Ada will sein wie die anderen, die so mühelos das mögen, was Ada nicht mag.”
Auf der einen Seite sind diese Gefühle wahrscheinlich universell und jede*r muss irgendwann mehr oder weniger damit umgehen.
Auf der anderen Seite wird dieses Gefühl bei Ada durch ihre migrantische Herkunft und die damit verbundenen Vorurteile verstärkt. Adas Anderssein wird von außen automatisch auf sie projiziert.
“Wer nicht fremd ist, braucht nichts zu fragen, wer nie fremd ist, weiß. Wer nie fremd ist, braucht nicht zu lernen.”
Güngör lässt Ada darüber nicht bitter oder hart werden, sondern sie reagiert mit oft mit Rückzug und mit versteckten Wünschen und geheimen Träumen.
Kein Mensch ist eine Insel
Die Miniaturen schildern keine dramatischen, weltsichtverändernden Vorkommnisse, sondern bestechen mich mit ihrem poetischen Schreibstil, der Adas pragmatische und fast naiv wirkende Denkweise widerspiegelt. Das hat durchaus auch einen humorvollen Charm, unterschwellig spüre ich aber, dass auch ein Weg in die Resignation möglich wäre.
Gerne hätte ich mehr aus der Sicht der erwachsenen Ada gelesen und mehr über ihr späteres Leben als Frau und Mutter. Den Fokus legt Güngör klar auf die jungen und jugendlichen Jahre von Ada.
Ich denke, Güngörs Texte bieten viele Möglichkeiten zur eigenen Lesart und ich merke wie bei mir gerade beim zweiten Lesen nochmals andere Gedanken und Emotionen in mir aufsteigen.
Den dünnen Band habe ich zwar schnell gelesen, aber er alles andere als massentaugliches Fast Food.
Vielen Dank lieber Verbrecher Verlag für das Rezensionsexemplar. Die Farbgestaltung des Cover gefällt mir wirklich sehr gut!
Schreibe einen Kommentar