Amphibium von Tyler Wetherall

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Amphibium Tyler Wetherall Rezension

Wie gut war bitte „Amphibium“?!?

Dabei ist „Amphibium“ der Debütroman der englischen Journalistin und Drehbuchautorin Tyler Wetherall. Sie fängt in ihrem Roman, in denen das Erwachsen- und Frau werden und eine Freundinnenschaft im Mittelpunkt steht, die Atmosphäre der 90er in Südwestengland ein. Eine Zeit, in der auch ich eine Jugendliche war.

Wetheralls Protagonistin Sissy ist 11 und überschreitet gerade die Schwelle zur Pubertät. Ihre alleinerziehende Mutter leidet oft an starken Depressionen und ist dann nicht in der Lage sich um ihre Tochter zu kümmern und so übernimmt die Jugendliche schon sehr früh viel Verantwortung. In der Schule ist Sissy eine Außenseiterin bis sie die Aufmerksamkeit von Tegan, der Anführerin einer starken Mädchengruppe, auf sich zieht. Die beiden Mädchen werden Freundinnen und verbringen viel Zeit miteinander. Tegan scheint bereits im Besitz von viel mehr Wissen über die Erwachsenenwelt. Sie hat bereits Erfahrungen mit den Veränderungen, die ein Mädchenkörper in der Pubertät durchläuft, die für Sissy noch sehr mysteriös und rätselhaft sind.

Immer wieder greift Wetherall das Erwachsenwerden als Zeit der Metamorphose auf, die beängstigend und verstörend sein kann.

„Am Ende dieser Geschichte werde ich mich verwandelt haben, in etwas Anderes, etwas Grauenvolles. Soll heißen: etwas voll des Grauens.“

Dabei liegt ihr Fokus komplett auf einer weiblichen Perspektive, denn wenn ein Mädchen zur Frau wird, tritt es in Welt ein, die vom männlichen Blick und von sexistischen Strukturen geprägt ist. 

„Ich verwandle mich nicht, wie ich soll. Ich bin weder Mädchen noch Frau. Weder Kind noch Erwachsene. Ich verwandle mich in etwas völlig anderes.“

Es ist auch eine Welt, in der der Ich-Erzählerin Sissy allmählich bewusst wird, dass ihr Wert vermeintlich daran festgemacht wird, wie sehr sie gewollt und geliebt wird. Mythologischen Geschichten und Märchen, wie das der kleinen Meerjungfrau, veranschaulichen ihr diese Mechanismen.

Pubertät: so mysteriös und beängstigend wie ein dunkles Märchen?

Gleichzeitig verschwinden im Umfeld von Sissy und Tegan immer wieder Mädchen und jungen Frauen. Die Pressemeldungen dazu beflügeln die Phantasie der beiden. Bei Sissy vermischen sich ihre erwachenden sexuellen Gefühle, die Verunsicherung und die Angst zu einem verwirrenden emotionalen Gemisch, dass sie nicht sortieren kann.

„Angst und Begehren sind nicht auseinanderzuhalten.“

Ganz toll finde ich auch die minimale und symbolträchtigen Einflechtungen von magischen Realismus, die die Veränderungen in Sissys Leben widerspiegeln.

Der Schluss finde ich unglaublich gelungen, realistisch und heartbreaking und den perfekten Abschluss für einen absolut großartigen Roman.

Definitiv eine große Leseempfehlung und für mich eines der stärksten internationalen Debüts, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

  • Tyler Wetherall
  • Amphibium Tyler Wetherall Klappentext

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