Connect von Thea Mengeler

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Connect von Thea Mengeler - rezension

🟡 Heute möchte ich euch den Debütroman von Thea Mengeler vorstellen, dem ich zwiespältig gegenüberstehe. Auf der einen Seite haben mich die Themen, die darin behandelt werden, ziemlich angesprochen, weil sie top aktuell sind und mich öfter beschäftigen. Deswegen glaube ich, dass der Roman einige von euch ansprechen könnte. Auf der anderen Seite hat mich die Umsetzung der Themen in der Story nicht überzeugt.

🟡 But first things first: Es geht um die junge Frau Ava, die sich als Angestellte in einer Werbeagentur im Hamsterrad von Überstunden und Dead lines abstrampelt. Ausgebrannt fühlt sich zunehmend leer und findet immer weniger Sinn in ihrem Leben. Auf einer Party trifft sie eine ehemalige Freundin wieder, die sie in Kontakt mit der Gruppe connect bringt.

🟡 Die Beschreibung, wie Ava allmählich schrittweise von dieser Sekte vereinnahmt wird, wirken auf mich ein wenig klischeehaft und gehen mir zu wenig in die Tiefe. 

Das liegt auch daran, dass der Charakter der Ava an sich nicht sehr psychologisch tiefgründig ausgearbeitet ist. Ihre Figur bleibt sehr blass und platt gestrickt. Ihre inneren Beweggründe bleiben für mich unklar.

Dass es sich bei connect um eine sektenähnliche Gruppe handelt, ist mir sofort klar. Die Anzeichen sind schnell erkennbar und wenig subtil: anfängliches Lovebombing, das Herauslösen des einzelnen aus dem sozialen Umfeld, von Familie und Freunde, finanzielle Abhängigkeit, emotionale Erpressung.

🟡 Wenn dann noch Sätze fallen, die die Auflösung des Individuums in der Gemeinschaft propagieren, klingeln bei mir schon recht deutlich die Alarmglocken. Wenn es Anzeichen gibt, dass die Moral gebeugt werden soll für ein höheres Ziel, ist das ein deutliches Zeichen für den fortgeschrittenen Wertverfall der Gruppe.

Mengelers Schreibstil ist sehr flüssig und lässt sich gut und sehr schnell lesen, ist aber auch ohne literarische Finessen.

Die grundsätzlichen Denkansätze, die Thea Mengeler gibt, finde ich gut. Gerade bei dem Punkt, dass Arbeit zu einer Art Ersatzreligion geworden ist, fühle ich mich ertappt und denke darüber nach, ob ich nicht auch Nützlichkeit mit Sinnhaftigkeit verwechsele. 

Die Kritik an unserer Verhaftung in gesellschaftlichen Konventionen, symbolisiert in der Figur der Tante Gela, hat mir auch gut gefallen.

🟡 In meinen Augen, alles in allem ein süffiger Roman, der vielleicht meinen Geschmack trotz der interessanten Thematik nicht wirklich getroffen hat, aber eventuell bei einer jüngeren Zielgruppe gut ankommt.

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