🟦 Raphaela Edelbauer hat eine*n neue*n begeisterte*n Leser*in.
Selten treffe ich in Romanen auf eine derart gelungene Verschmelzung von intellektueller und philosophischer Stimulation und spannender Unterhaltung. Das erinnert mich an Umberto Ecos Bücher, wie #imnamenderrose und #dasfoucaultschependel.
🟦 Ich war erst skeptisch, als ich las, dass der Roman von künstlicher Intelligenz handelt. Mit den meisten Texten, die sich damit beschäftigen, habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich eine sehr eigene Meinung von den Möglichkeiten und Risiken von KI habe. Aber darum soll es jetzt nicht gehen und darum geht es in Edelbauers Roman erfrischenderweise auch nicht.
Edelbauer bewegt sich auf einem ganz anderen Level, sie stellt vielmehr die ganz großen Fragen: was ist menschliches Bewusstsein? Gibt es einen freien Willen und was bedeutet er für künstliche und menschliche Intelligenz? Brauchen wir Kontrolle?
🟦 Anfangs war mir gar nicht klar, dass es sich um eine Art Dystopie handelt, es beginnt ganz harmlos mit der Beschreibung das Alltagsleben eines Ich-Erzählers, der als Hochleistungs-Programmierer arbeitet. Schnell wird mir aber klar, dass mit der Welt, in der er sich bewegt, irgendetwas ganz gewaltig nicht stimmt. Ich tauche ein in eine dystopische Welt, die aus einem mehrstöckigen abgeschlossenen riesigen Computerlabor besteht, weil die äußere Welt (laut der offiziellen Erzählung) durch Überbevölkerung und Umweltkatastrophen zerstört ist. Der einzige Sinn und Ziel dieses Superlabors, in dem auch der Ich-Erzähler arbeitet, ist es, eine starke KI zu schaffen, DAVE, die dann alle Probleme lösen wird.
Ich las da eine gewisse Gesellschaftskritik an der Technikgläubigkeit unserer Gesellschaft heraus. Ich sehe Parallelen zu der These, mit dem richtigen Algorithmus würden Issues wie Diskriminierung und Umweltverschmutzung (you name it) der Vergangenheit angehören.
Weiter gehe ich nicht auf den Inhalt ein, da das Entdecken der Story an sich einen großen Teil des Lesevergnügens ausmacht.
🟦 Der Roman ist komplex, die Story vielschichtig, der Inhalt Meta.
Ich liebte die Sprache Edelbauers, sie ist außergewöhnlich und erfindungsreich , mesmerisierend.
Ich habe auch minimale Kritikpunkte (z.b. die MS-Problematik), die mich bei einem mittelmäßigen Roman stören würden, hier werden sie einfach plattgewalzt von der Großartigkeit des Gesamtromans.
Große Empfehlung für dieses geniale, philosophische und unterhaltsame Gedankenexperiment!
Vielen Dank an @klettcottaverlag für diesen Adventskalender Gewinn! Jetzt freue ich mich umso mehr auf „Das flüssige Land“.
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