„Auf einmal hatte ich große Lust, mich auf die Tanzfläche zu flüchten.“
Ja. Wer hat das nicht ab und zu.
Bei mir würde der Satz heißen: auf einmal hatte ich große Lust ein Buch auf zu schlagen und zu lesen.
Die Flucht aus dem Alltag.
Genau das war dieser Roman von Victor Jestin für mich. Eine Flucht aus meinem Alltag in den Alltag von Arthur. Der wiederum flüchtet aus seinem Alltag auf die Tanzfläche.
Dieses schmale Bändchen war eine Zeitmaschine in meine frühen Zwanziger, die Zeit der Diskos und des Tanzens.
Es steckt ziemlich viel in diesem wundervollen Text von Victor Jestin, auch wenn es vordergründig nur ums Tanzen geht.
Doch kennen wir nicht alle den Wunsch, aus unserem normalen langweiligen Leben abzutauchen, und kurz alles zu vergessen? Den Wunsch nach sozialen Bindungen und doch Hemmungen sich aus der Komfortzone zu bewegen?
Für Jestins Figur Arthur ist der Club La Plage eine einzige große Komfortzone, in der er schon seit Jahren tanzen geht, die Barfrau ist seine beste Freundin. Wir lesen, wie Arthur seine ersten Schritte in den Club machte, wie er tanzen lernte und welche Begegnungen er dort hat.
Ich kann den Schreibstil von Victor Jestin schlecht beschreiben, irgendwie schafft er es, mich genau auf die Tanzfläche des La Plage zu transferieren, oder an den Thresen der Bar. Sind das vergrabene Erinnerungen an meine eigene Diskozeit?
Diese Ernüchterung, wenn das Licht eingeschaltet wird und sich das Joyland in einen versifften Schuppen mit abblätternder Farbe und herumliegenden Zigarettenkippen verwandelt.
All das und noch viel mehr, hält Jestin in seinem Roman fest und macht es für mich wieder lebendig.
Ich bin fasziniert von diesem intimen Roman dieses jungen Autors, der nach „Hitze“ mit „Der Tanzende“ bereits seinen zweiten Roman veröffentlicht hat.
Erschienen 2023 beim Kein & Aber Verlag, aus dem Französischen von Sina de Malafosse
Das Buch habe ich einer Verlosung bei @lesenbringtwas gewonnen. Vielen Dank, liebe Ute!
Schreibe einen Kommentar