Eigentlich müssten wir tanzen von Heinz Helle

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Eigentlich müssten wir tanzen von Heinz Helle

Es gibt keine Hoffnung und keinen Lichtblick in diesem Roman.

Erschienen bereits 2015, stand er auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.Ich habe damals die Presse nicht verfolgt, bestimmt aber hat dieses Buch polarisiert.

Helle schont den/die Leser*in nicht mit seiner düsteren, harten Erzählung.Das Setting ist das eines klassischen Endzeitromans. Fünf Freunde machen einen kleinen Kurztrip zu einer Hütte in den Bergen, als sie wieder in die Zivilisation zurückkehren wollen, ist keine Zivilisation mehr vorhanden.

Es wird nie ganz klar was genau passiert ist, es gibt Spuren und Andeutungen von Feuer, Gewalt und kollektivem Irrsinn.Eigentlich ist das auch egal, Helle benutzt das Endzeitszenario nicht als Ausgang für eine spannende Survival Geschichte, sondern es geht um nichts weniger als die große Frage, was bleibt von uns Menschen, wenn der Vorhang der Zivilisation fällt.

Viele Autor*innen sind in anderen Settings dieser Frage auf den Grund gegangen, man denke nur an „Herr der Fliegen“.

Helles Antwort darauf ist klar: der Mensch ist dem Mensch ein Wolf, oder erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.Seine Figuren agieren völlig empathielos, ihre Persönlichkeiten lösen sich auf, beherrscht von ihren Grundbedürfnissen.

Die Art, wie Helle die Botschaft rüberbringt, griff mich an, ja wühlten mich auf. In kurzen fiktiven Rückblicken in das alte Leben der fünf Freunde, das von Porno, Suche nach Sinn und Leere geprägt ist, rührt Helle tief an mein ansonsten vergrabenes Unbehagen, wenn ich an die Auswüchse von Dekadenzen und Perversitäten unseres modernen Lebens denke.

Und vielleicht ist das auch die Antwort darauf was mit der Menschheit passiert ist. Das ist kein Wohlfühlbuch. Es ist fesselnd und verstörend und macht keinen Spaß.

Hat es mich runtergezogen? Nein, das hat es nicht. In seiner Radikalität hat es mich merkwürdigerweise in meinem Glauben bestärkt, dass es nicht das ist, was von uns bleibt. Nicht das, was wir sind. Der Mensch kann mehr sein als ein Tier sein und Liebe mehr als biologische Illusion.

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Eine Antwort zu „Eigentlich müssten wir tanzen von Heinz Helle“

  1. […] wurde erst neulich während meiner Recherche für „Eigentlich müssten wir tanzen“ auf den Roman „Winters Garten“ von Valerie Fritsch aufmerksam. Denn beide Romane standen auf der […]