Mein Herz ist eine Krähe von Lina Nordquist

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Mein Herz ist eine Krähe von Lina Nordquist Rezension

Ich liebe starke Romaneinstiege und bei „Mein Herz ist eine Krähe“ zeigt mir die allererste Seite gleich: das wird spannend und hochemotional!

Und so ist es. Gerade jetzt nach dem Beenden ist mein Herz ein bißchen gebrochen. Ich wünsche mir Linderung für all die gequälten Seelen in diesem Buch.

Nordquist siedelt ihre beiden Protagonistinnnen, Unni und Kåra auf zwei Zeitebenen an. Unni ist eine unverheiratete Frau mit einem kleinen Sohn, die aus Norwegen nach Schweden fliehen muss. Und sich gemeinsam mit ihrem Freund Armod eine neue Heimat und ein neues Leben aufbauen will. Sie pachten eine heruntergekommene kleine Waldhütte, die sie gemeinsam und unter äußerst prekären Umständen bewirtschaften. Unni und ihre kleine zusammengewürfelte Familie lebt um 1900 und die Zeiten sind hart. 

Sehr hart.

In der gleichen Waldhütte, lebt 70 Jahre später Kåra, Anfang 50, nach dem Tod des Schwiegervaters Roar gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Bricken. Roar ist der Sohn Sohn von Unni. Die Zeiten größter wirtschaftliche Not sind zwar vorbei, doch Kåra erlebt seit ihrer Kindheit große innere Not und Ängste.

Unausgesprochene Geheimnisse und verdrängte Sehnsüchte liegen über der kleinen Hütte und verdüstern die Stimmung und das Leben von Kåra.

Dramatisch dicht und sehr emotional

Nordquist schickt mich in ihrem Roman wahrlich auf eine emotionale Tour de Force. Mit ihrem naturalistischen Schreibstil versteht sie es eine melancholische, düstere und beklemmende Atmosphäre zu erschaffen und mit kleinen subtilen Andeutungen immer mehr aus der Vergangenheit von Unni und Kåra zu enthüllen. Manches bleibt auch im Ungewissen und meiner Deutung überlassen.

Die beiden Frauen Unni und Kåra kommen mir durch die Ich-Erzählerinnen Perspektive ganz nah. Manchmal fast zu nah, denn die Frauen erleben Schreckliches, was mich emotional intensiv mitnimmt und mir oft die Brust ganz eng werden lässt.

Obwohl es mehrere inhaltliche Motive gibt, wirkt der Roman nicht überladen, sondern reduziert auf die reinen Emotionen und die Atmosphäre, die Nordquist mir vermittelt.

Zurück bleibt bei mir vor allem das Gefühle von Stärke und Liebe, die beide Frauen trotz der Widerstände auf so unterschiedliche Art verkörpern. Am Ende bleibt doch die Möglichkeit von Befreiung und die Hoffnung auf Erlösung. Für die fiktiven Figuren, aber auch für mich als Leser*in.

Für mich war „Meine Herz ist eine Krähe“ ein ganz großes und sehr intensives  Lesehighlight und eine ganz große Leseempfehlung!

In jedem Augenblick unseres Lebens sind wir im Sterben begriffen, aber das ist nicht schlimm, denn meist sterben wir ja doch nicht. Nur ein Mal.”

Aus dem Schwedischen von Stefan Pluschkat

Mein Herz ist eine Krähe von Lina Nordquist Klappentext

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