Nach „Was ans Licht kommt“ war ich so von Carlssons Schreibweise fasziniert, dass natürlich noch sein anderer Krimi „Unter dem Sturm“ her musste.
Und was soll ich sagen: it worked again! Ein richtig toller, psychologisch gut ausgebauter Krimi!
Auch diesmal spielt die Handlung in Südschweden, im provinziellen Kleinstadtmillieu. Es ist November im Jahr 1994, als ein kleiner Hof niederbrennt und in den gelöschten Überresten die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Schnell ist klar, sie starb nicht durch das Feuer, sondern wurde Opfer einer Gewalttat.
Auch ein Täter ist schnell gefunden. Der Polizist Vidar findet im Wald hinter dem brennenden Haus den verletzten Edvard, der eine Beziehung mit dem Opfer führte, und über und über mit Blut und Brandspuren bedeckt ist.
Es ist schnell klar, dass Edvard ein Täter sein muss, stammt er doch aus einer dorfbekannten Familie mit aufbrausenden, gewalttätigen Männern. Edvard wird wegen Mordes verurteilt.
Nur für den Polizisten Vidar, den ich schon aus „Was ans Licht kommt kenne“, ist die Lösung etwas zu einfach, zumal er 10 Jahre später auf unterschlagenes Beweismittel stößt…Und auch Edvards Neffe Isak, der zum Tatzeitpunkt ein kleiner Junge war, und seinen Onkel nur als liebevollen und friedlichen Mann kennt, hadert mit der Tat.
Was sich hier in der Kurzzusammenfassung nach einer altbekannten, simplen Geschichte anhört, wird unter Carlssons Feder zu einem spannenden Psychogramm. Die Krimihandlung bietet den idealen Rahmen für den Autor um wichtige Fragen zu ergründen. Die Frage nach unserer Prägung in unserer Kindheit und die Frage, ob Böses in Familien weitergegeben werden kann. Wie Vorverurteilung und Stigmatisierung innerhalb einer Gemeinschaft wirken kann.
Das alles schildert mir Carlsson in seinem wunderbar feinem und ruhigen Schreibstil, der nie trivial ist, selbst wenn er triviale Ereignisse beschreibt.
Auch hier arbeitete Carlsson wieder mit einer Veerschachtelung der Handlung über drei ausgedehnte Zeitebenen. Nicht ganz so raffiniert vielleicht wie in „Was ans Licht kommt“ aber genauso meisterlich aufgebaut und verknüpft.
Die angenehme und ruhige Stimme des Sprechers Julian Mehne unterstreicht auch hier wieder die Wirkung dieses subtilen Spannungsromans und garantiert wunderbare und unterhaltsame Hörstunden.
Eine Empfehlung, nicht nur für klassische Krimileser*innen.
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