Was du nie sehen wirst von Sacha Bronwasser

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Was du nie sehen wirst Sacha Bronwasser Rezension

Ich fand „Was du nie sehen wirst“ richtig, richtig gut. Ich war erst skeptisch, weil ich das Cover und den Titel jetzt nicht so spontan anziehend fand, aber ich wurde wirklich sehr positiv überrascht.

In ihrem Heimatland, den Niederlanden, wurde der zweite Roman der Kunsthistorikerin und Kuratorin von der Presse begeistert besprochen und avancierte zu einem großen Bestseller.

Jetzt bin ich ja leider (?) keine professionelle Literaturkritikerin, sondern Bauingenieurin, deswegen fällt es mir gerade ein bißchen schwer festzumachen und zu beschreiben, warum mir der Roman so gut gefallen hat. 

Also erstmal las er sich unglaublich fesselnd und spannend. Nicht in der Art eines Krimis, sondern in der Art, dass ich immer weiterlesen wollte und der Geschichte unbedingt folgen wollte. Der Schreibstil ist eingängig und dicht.

Bronwasser erzählt aus der Ich-Perspektive ihrer Protagonistin Marie und adressiert in vielen Kapiteln ein Du.

Wenn du allerdings Romane mit einer klar erkennbaren, durchgehenden Handlung bevorzugst, wirst du mit „Was du nie sehen wirst“ vielleicht nicht glücklich, denn Bronwasser erzählt nicht nur Maries Geschichte, sondern auch die Geschichten der Familie von Philip und Laurence und ihren Au-pairs. 

Erst im Laufe des Romans setzten sich die verschiedenen Lebenswege wie ein Puzzle zusammen und ergeben ein Gesamtbild. Mir gefällt das sehr gut, es könnte aber vielleicht für andere Leser*innen zu inkonsistent sein, da nicht alle Geschichten auserzählt werden und manche scheinbar nur lose miteinander in Verbindung stehen.

Marie selbst erzählt ihre eigene Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen und Lebensabschnitte. Das Du, das sie adressiert ist Flo, ein Mensch, der einige Zeit sehr wichtig in ihrem Leben war, bis es zu einem furchtbaren Verrat kommt. Es ist auch das Du aus dem Romantitel, der jetzt nach dem Beenden endlich Sinn ergibt und mich nachträglich traurig macht.

Mosaik aus Lebensgeschichten

Dass man jemandem kein anderes Leben geben kann, wie sehr man es auch versucht – das weißt du. Nicht vorher, nicht währenddessen, nicht danach. Man kann das Leben nicht einmal gestalten, es gestaltet sich von selbst, zum Erstaunen aller, es folgt seinem Kurs.“

Ist das so? Sind wir einer Art Schicksal unterworfen? Ist es der Zufall oder sind wir es selbst, die über unser Glück bestimmen?

Sacha Bronwassers Roman gibt darauf keine eindeutige Antwort, vielmehr setzt sie ihre Figuren verschiedenen „Was wäre wenn“ Szenarien aus. Das tut sie auch vor dem Hintergrund der Terroranschlägen, die Paris in verschiedenen Jahrzehnten erleben musste. Das ist ein weiterer Grund, warum mir der Roman so gut gefallen hat. Bronwasser zeigt die individuellen Nachwirkungen von terroristischer Gewalt auf die Überlebenden und die Kreise, die sie in ihren Familien und ihrem Umfeld zieht.

Und sie zeigt, dass manche Ereignisse das eigene Leben und die eigenen Sicht auf die Dinge unwiderruflich verändern können.

Überraschenderweise hat die niederländische Autorin auch noch einen Parisroman geschrieben, der sich absolut authentisch anfühlt.

Für mich war „Was du nie sehen wirst“ ein echter Pageturner, der mich positiv überrascht hat. Ich fand in Sacha Bronwasser eine tolle Erzählerin, die mich mit der von ihr gestalteten Erzählstimme in ihren Bann gezogen hat. Definitiv würde ich mir weitere Romane der Autorin holen, falls irgendwann noch welche auf Deutsch erhältlich sind.

Aus dem Niederländischen von Lisa Mensing @lisnausdemeis

  • Sacha Bronwasser
  • Was du nie sehen wirst Sacha Bronwasser Klappentext

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