„Saba Sams, ich möchte einen Roman von dir lesen!“ schrieb ich vor zwei Jahren am Ende meiner Rezension zu „Send Nudes“. Mir hatte die Sammlung von Short Stories der britischen Autorin ziemlich gut gefallen und ich mochte ihre unkonventionellen und unaufgeräumten Erzählstil. Dementsprechend war ich natürlich gespannt auf den ersten Roman „Wir sind das Leben“ dieser vielversprechenden und aufregenden Schriftstellerin, die in schon viel Aufsehen und literarische Anerkennung in Form von Preisen für sich gewinnen konnte.
Und um es kurz zu machen, „Wir sind das Leben“ hat meine Erwartungen komplett erfüllt und es hat mir super gut gefallen.
Im Zentrum des Romans steht eine ganz ungewöhnliche Freundinnenschaft zweier unterschiedlicher Frauen. Jules, die Ich-Erzählerin, ist bereits etwas älter und hat bereits eine gescheiterte Ehe, eingestaubte berufliche Ambitionen und einen unerfüllten Kinderwunsch hinter sich. Zusammen mit ihrem ziemlich kaputten Ex-Mann arbeitet sie in dessen abgeschrammelten Nachtclub. Wobei eigentlich Jules den Club leitet, denn Leon ist mehr mit Drogen, Suff und jungen Studentinnen beschäftigt. Jules fühlt sich, als wäre sie irgendwo im Leben stecken geblieben.
“Ich wollte leben, das wusste ich, aber ich war mir noch immer nicht ganz sicher, was das hieß.”
Irgendwann stellt er die junge Nim als Barfrau ein, von der Jules sofort fasziniert ist. Die junge Frau scheint ihr cool, selbstbewusst und komplett unabhängig. Außerdem braucht Nim Geld, weswegen sie viele Schichten im Club übernimmt.
„Wir sind das Leben“ – aber was ist das Leben
Zwischen Jules, der Erzählerin, und Nim entwickelt sich schnell eine besondere Anziehungskraft, die beide gleichermaßen und doch unterschiedlich spüren. Vorsichtig nähern sich die beiden Frauen einander an und eine zarte Freundschaft entsteht. Doch alles ändert sich, als Nim ungeplant und ungewünscht schwanger wird.
Ich fand es wahnsinnig schön, wie einfühlsam und komplex Sams die Beziehung der beiden Frauen schildert. Sie meidet Stereotype komplett und verlässt sich darauf, dass die Entwicklung ihrer Figuren und die Beziehungsdynamiken alleine tragen.
Auch das Thema gewünschte und ungewünschte Mutterschaft bringt sie sensibel mit in die Geschichte ein.
In Sams Stories hat mir vor allem gefallen, wie gut und detailliert sie weibliche Themen und Lebensphasen ausleuchtet und gleichzeitig einen Rest Mysterium unangetastet zu lässten. Diesen Fokus finde ich jetzt auch in ihrem Roman, aber eben in breiterer Ausarbeitung.
Ich weiß jetzt nicht, ob Saba Sams die „aufregendste Debütautorin Großbritanniens“ ist, wie die Vogue auf dem Klappentext titelt, aber ich fand ihren Roman auf jeden Fall in der Tat aufregend und gut.
Eine Schriftstellerin, die ich auf jeden Fall gespannt weiterverfolgen werde und auf deren neuen Roman ich mich jetzt schon freuen!
Viele lieben Dank an den Piper Verlag für das sehr gewünschte Rezensionsexemplar. Danke und viel Erfolg an Saba Sams für ihren Roman!
Aus dem Englischen von Yvonne Eglinger





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