Ich kannte die schwedische Schriftstellerin Johanna Frid schon von ihrem Debütroman „Nora oder Brenn Oslo Brenn“, der beim Secession Verlag erschienen ist und gefühlt in Deutschland wenig Beachtung fand. Ihr zweiter Roman „Haralds Mama“ erscheint jetzt bei Eichborn Verlag und wird dadurch bestimmt mehr Sichtbarkeit erreichen.
Zweifellos hat Frid auch in „Haralds Mama“ wieder einen einzigartigen Stil, der ein bißchen gewöhnungsbedürftig ist und bestimmt nicht allen gefällt.
Frids Literatur ist alles andere als eingängig, gefällig oder anbiedernd.
Der Klappentext verspricht einen Generationenkonflikt zwischen zwei Frauen: Haralds Lebensgefährtin und Haralds Mama. Beide sitzen zwangsweise in einem Flughafen fest, warten auf Haralds und müssen gemeinsam Zeit verbringen. Das Setting hat schon etwas Kammerspielartiges. „Haralds Mama“ ist allerdings kein typischer Roman über einen Generationenkonflikt, der strukturelle Unterschiede zwischen den Generationen herausarbeitet. Frid bewegt sich auf individuellerer Ebene. Haralds Mama will Harald für sich alleine haben, will natürlich nur sein Bestes und das ist in ihren Augen nicht Haralds Freundin. Haralds Freundin ist die Ich-Erzählerin und sieht die Sache etwas anders. Sie hasst Haralds Mama.
„Ich hasse dich genauso, wie du mich hasst, lächelte ich. Ich glaube kaum, dass das möglich ist, lächelte sie zurück.“
Schon in der Vergangenheit gab es zwischen den beiden Frauen eskalierende Konflikte, wie ich aus Rückblenden erfahre.
Und wer ist eigentlich Harald? Harald ist ein bißchen drogensüchtig und der Hund in der Geschichte, der einfach nur ein Frauchen braucht, das sich um ihn kümmert.
Die beiden Frauen streiten sich beim Warten darum, bei wem Harald jetzt nach seiner Entziehungskur wohnen wird und wer sich um ihn kümmert wird.
Was ist das Beste für Harald?
Was mir an Frids Romanen so gut gefällt, ist gar nicht so sehr die Handlung. Es passiert ja eigentlich auch nicht viel – sondern die Figuren. Allen voran natürlich die Erzählerin, die komplett mit ihren Issues beschäftigt ist und mentally ziemlich unhinged ist. Und außerdem selbst ein bißchen tablettensüchtig. Und auch Haralds Mama, Typ narzisstische Boomerin, hat Frid plastisch herausgearbeitet. Beide taugen definitiv nicht als Identifikationsfiguren, machen mir aber in ihrer Interaktion unglaublich viel Spaß.
Ich finde „Haralds Mama“ ist zudem sogar auch noch ziemlich witzig, allerdings ist Frids Humor übertrieben sarkastisch und zynisch und nicht zum Schenkelklopfen gedacht.
Ich finde schon, dass es sich auf jeden Fall lohnt, die schwedische Schriftstellerin und ihre intelligente und widerborstige Literatur zu entdecken!
Ein großes Dankeschön an den Eichborn Verlag für das gewünschte Rezensionsexemplar mit dem tollen Cover. Danke und viel Erfolg an Johanna Frid für die deutsche Ausgabe ihres Romans!
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
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