Das war kein Match zwischen mir und dem Dating-Roman. Leider.
„Das ist witzig, unterhaltsam und könnte sofort verfilmt werden.“ sagt Björn Kuhligk auf dem Klappentext und das ist sicherlich richtig, genauso wie die anderen sehr begeisterten Blurbs.
Nur: ich habe den Film halt schon in verschiedenen Variationen gesehen und hatte mir wahrscheinlich eine satirisch überspitzte feministische Abrechnung mit dem Online-Dating erhofft.
Stattdessen fand ich mich in einer Berliner Version von Bridget Jones wieder. Es gibt sogar eine ähnliche Szene mit vermeintlich peinlicher Unterwäsche.
Der Vergleich ist natürlich sehr unfair, denn Isobel Markus verarbeitet in ihrem „Dating-Roman“ autofiktionale Erlebnisse und erzählt keine Hollywood Geschichte. Trotzdem kann ich mich eines permanenten Déjà-Vu Gefühls nicht erwehren.
Markus lässt ihre Ich-Erzählerin gemeinsam mit ihrer besten Freundin Wiebke, beide Mitte 40, auf Online-Dating gehen. Sie schildert im humorvollen und leichten Ton deren Erlebnisse und Treffen mit den verschiedensten Männern und Frauen.
Wenn du Begriffe wie „Benching, Sneating, Haunting, Breadcrumbing, Orbiting, Zombying, Cushioning, ach ja, und Fishing“ (noch) nicht kennst, bekommst du hier einen amüsanten kleinen Crashkurs mit angewandten Beispielen.
Ohne einen gesellschaftskritischen Ansatz hat mich persönlich der Aufklärungsaspekt allerdings nicht so wirklich unterhalten.
Keine feministische Kampfansage
Obwohl ich die Geschichten und Beschreibungen der Dates recht schnell als redundant empfand, möchte ich positiv hervorheben, dass Markus nicht nur von lustigen und skurrilen Momente des Datings erzählt, sondern auch die von den ernüchternden und traurigen. Markus bleibt hier ganz nah an ihrer Realität und liefert keine feministisch ideale Gebrauchsanweisung fürs Dating.
Starke und reflektierende Gedanken, die meist in den Unterhaltungen zwischen Wiebke und der Erzählerin herausgearbeitet werden, beispielsweise die Frage, inwieweit Online Dating schon selbstverletzendes Verhalten ist, finde ich leider zu selten. Es hätte mir gut gefallen, wenn Markus diese Ansätze noch weiter ausgearbeitet hätte.
Grundsätzlich hat es mich wahrscheinlich einfach gestört, dass sich der Roman komplett um Dating, (äh ja, my fault, wer hätte das bei dem Titel auch denken können) und somit um Männer (bei Wiebke auch um Frauen) dreht. Und alle anderen Aspekte wie Beruf und Familie ausblendet.
Auf keinen Fall will ich dir vom Lesen dieser „Geschichten mit Suchtpotential“ abraten, wenn es dich thematisch anspricht, nur für mich war Isobel Markus Dating Prosa nicht das Richtige.
Vielen lieben Dank an den mikrotext Verlag für das hochglänzige und -wertige Rezensionsexemplar und natürlich viel Erfolg an Isobel Markus für den Roman!
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