Der Brand von Daniela Krien

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Der Brand von Daniela Krien - Rezension

Das Buch „Der Brand“ nahm ich neulich in der Bücherei mit, nachdem Daniela Krien schon des öfteren auf meiner Bücher-Merkliste gelandet ist.

Es ist ein eher subtiles Buch mit vielen Zwischentönen und eher nicht für Sensation Seeker*innen geeignet.

Der Generationenkonflikt zwischen Eltern und Kindern ist nur eines der zwischenmenschlichen Themen, die Krien hier aufmacht. Im Zentrum steht eigentlich die Beziehung zwischen Rahel und Peter, einem Paar, das schon längere Zeit zusammen ist und nach der Kindererziehungszeit auf der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt steht.

Nachdem sich ihre Urlaubspläne durch einen Brand zerschlagen haben, verbringen sie ihren Urlaub im Haus eines älteren befreundeten Paares, um das sie sich wegen den schweren gesundheitlichen Probleme des Mannes in deren Abwesenheit kümmern.

Es ist schon länger emotional sehr still zwischen Rahel und Peter geworden. Wir erfahren über Rahel, dass ihr sowohl die emotionale wie auch die körperliche Nähe von Peter fehlt. Während sie sich nach mehr Lebendigkeit im Alltag sehnt, sieht sie Peter als eher introvertierten Typ, der sich nach einem unangenehmen Vorfall an der Uni, immer mehr (auch von ihr) zurückzieht. 

Eine Aussprache scheint schwierig.

Eine Trennung steht trotz vieler verbindender Elemente im Raum.

In diese Auszeit platz dann auch noch Selma, die erwachsene Tochter der beiden, mit ihren ganz eigenen Problemen. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist emotional schon immer stark belastet.

Immer wieder thematisiert Krien das Scheitern „am Maßstab des Idealen anstatt des Realen“, die „Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Rahel scheint dieses Scheitern eher der jüngeren Generation ihrer Tochter zuzuordnen, doch scheitert sie nicht selbst am Ideal einer wünschenswerten Paarbeziehung? Wieviel Kompromisse ist man bereit in einer Partnerschaft einzugehen? Ein Thema, auf das zwangsläufig wohl die meisten Beziehungen irgendwann einmal zusteuern.

Krien kommt dabei ihrer Figur Rahel ganz nah, ganz intim tauche ich in Rahels Gedanken ein und lässt mich dabei meine eigene Einstellung hinterfragen. Bin ich nicht selbst manchmal zu sehr von meinen Idealvorstellungen getrieben?

Aber ist ein Loslassen des Ideals nicht oft auch eine Resignation?

Fragen, auf die es natürlich keine universellen Antworten gibt. Kriens Roman lud mich ein, mir zumindest die Frage zu stellen. 

Man ist immer so alt wie man sich fühlt?

Krass fand ich allerdings, dass die Figur der Rahel erst 49 Jahre alt ist. Wie sie über ihre Alterszipperlein spricht und über den Rest ihres Lebens, fand ich schon ziemlich deprimierend. So als hätte man dann nur noch ein paar gute Jahre und selbst die sind schon überschattet von körperlichen Gebrechen. Es mag vermessen sein, aber das halte ich nicht für die Regel und ist wahrscheinlich eher dem Umstand ihrer frühen Elternschaft geschuldet.

Ansonsten hat mir dieser stillere, nahbare Roman sehr gefallen. 

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