Dieser klassisch amerikanische Roman „Der Stein fällt, wenn ich sterbe“ von Joe Wilkins spielt in den Bull Mountains von Montana, einer sehr ländlichen und spärlich besiedelten Region der westlichen USA.
Beim Lesen scheint mir die Zeit dort stehen geblieben zu sein, und nicht umsonst wird der Roman als Western Noir beschrieben.
Wilkins Thema ist düster, es geht um Rache, es gilt Auge um Auge, Zahn um Zahn. Es geht um das Erbe des Verbrechens und um Familiengeheimnisse.
Fatalistisch treibt er seine verfeindeten Protagonist*innen auf einander zu, bis zum spektakulären Showdown.
In seinen Figuren lässt Wilkins verschiedene amerikanische Mind Sets aufeinander treffen: Wendell, Sohn eines Mörders, mit einem guten Herz unter der harten Schale, kämpft gegen sein schweres Erbe.
Gillian, Lehrerin und liberal, möchte benachteiligten Kindern eine Chance und eine Perspektive ermöglichen, obwohl sie selbst vom Leben schwer enttäuscht wurde.
Ansonsten ist das Figurenkabinett besetzt mit schießwütigen Hillbillies, Teaparty Anhängern und reichen Ranchbesitzern.
Und dann gibt es natürlich noch den kleinen, traumatisierten Rowdy…
Eine Sache haben die amerikanischen Charaktere bei Wilkins gemeinsam: Waffenbesitz und das Recht, sich zu verteidigen und zu jagen ist für sie selbstverständlich und nicht Teil des moralischen Diskurses in „Der Stein fällt, wenn ich sterbe“.
Waffenbesitz als amerikanisches Grundrecht
Der Schluss ist dramaturgisch sehr überladen, natürlich auch spannend mit Schießereien und allem was dazugehört, aber es sind mir dann doch ein oder zwei Zufälle zuviel. Mir persönlich hätte wohl eine stärkere Ausrichtung auf die gesellschaftskritischen und universell menschlichen Aspekte besser gefallen, aber actionliebende Leser*innen kommen voll auf ihre Kosten.
Die emotionale Botschaft ist stark und von shakespearescher Dramatik. Ich kann mir den Roman sehr gut als Hollywoodstreifen mit markigen Charakterdarsteller*innen vorstellen.
“Die Welt hat ihm alles genommen, und jetzt nimmt er es sich verdammt noch mal zurück. Sie werden sich gegenseitig ganz aufreiben, diese Welt und er, bis nichts bleibt als Schwefel, Staub und Knochen.”
Erschienen 2023 beim schweizer Indieverlag Lenos.
Aus dem Amerikanischen von Irma Wehrli
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