ECHTZEITALTER von Tonio Schachinger

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ECHTZEITALTER Tonio Schachinger

▪️ Der Titel „Echtzeitalter“ ist eine Anspielung auf das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2, das bestimmt jeder von euch kennt. Selbst mir ist dieses Spiel ein Begriff aus meiner Jungend, allerdings war mir nicht bewusst, dass selbst heute, im Streamingzeitalter, diese Spiel immer noch von (wenn auch weniger) Jugendlichen gespielt wird.

Wir begleiten Till chronologisch durch seine komplette Schulzeit am Marianum, einer alt-ehrwürdigen Wiener Eliteschule, und erleben mit ihm die klassischen Probleme des Erwachsen Werdens. Das Setting ist recht interessant gewählt, hat man doch sonst eher keinen Einblick in solch illustre elitäre Kreise. Die Probleme hingegen  bleiben die gleichen.

Tyrannische, mobbende Lehrer:innen und Klassenkamerad:innen, abwesende Eltern, die mehr mit ihren eigenen Leben beschäftigt sind, als mit dem ihrer Kinder, die erste Liebe. Till hat zudem noch mit dem frühen Tod seines distanzierten Vaters zu kämpfen.

Kein Wunder, dass er sich lieber in die Welt der Online-spiele flüchtet. Bei Age-of-Empire 2 steigt er in die Riege der internationalen Topspieler auf.

▪️ Mir gefielen die analysierenden, aber nie gemeinen Spitzen Schachingers gegen gewisse österreichische gesellschaftliche Spezialitäten sehr gut. Das schlecht, oder kaum versteckte, rechte und reaktionäre Gedankengut in vielen Köpfen und das Klassendünkel gewisser Schichten benennt er deutlich, aber ohne große moralische Keule, die überlässt er dem/der Lesenden gerne selbst.

▪️ Auch das Erlöschen der kindlichen Illusionen und das Einsetzten des pragmatischen Realismus, den das Erwachsenwerden oft mit sich bringt, beschreibt Schachinger gekonnt. Schmerzlich und eindringlich die Szene, als Till die Trauer um seinen Vater nicht mehr verdrängen kann…

Konventionelle Erzählform

Trotzdem ist diese Hörbuch kein wirkliches Highlight für mich. Zu langatmig gestalten sich manche Passagen, zu wenig Action für meinen Geschmack und letztendlich doch zu wenig charakterlicher Tiefgang bei der Figur Till.  Zudem ist die Coming of Age Geschichte sehr konventionell erzählt und enthält für mich nichts wesentlich Neues, was ich in der Form nicht schon gelesen hätte.  

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