Eine Frau zieht sich einen alten, verschlissenen Badeanzug an und steigt in den Pool ihrer Wohnanlage.
Ihre Ehemann will zum Golfspielen und ärgert sich, weil er sich um die beiden Söhne kümmern muss. Er fordert seine Frau auf, aus dem Pool zu kommen.
Aber das tut sie nicht.
Auch als der Mann wieder vom Golfspielen zurück ist, schwebt seine Frau immer noch schwerelos im Pool….
Das ist so in ungefähr die Ausgangslage von Jessica Anthonys viertem Roman (und dem ersten, der ins Deutsche übersetzt wurde).
Mir hat dieses ziemlich schmale Kammerspiel einer Ehe ziemlich gut gefallen. Gut, ich liebe amerikanische Literatur und das in den 50er Jahren angesiedelte Setting gibt mir ähnliche Schwingungen wie „Zeiten des Aufruhrs“ von Richard Yates. Wobei, vielleicht nicht ganz. Yates ist wesentlich nihilistischer und düsterer.
Jessica Anthony ist nicht so düster, aber auch bei ihr ist die Ehe ein Ort der Lügen und des Scheins und das Leben eine stetiges Zerplatzen von Illusionen und Träumen.
Ihr Ehepaar Kathleen und Virgil ist seit 9 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder. Kathleen weiß, dass sie wieder schwanger ist, als sie in den Pool steigt. Beide Ehepartner haben ihre Geheimnisse und unausgesprochenen Verfehlungen.
In ihrer Ehe haben beide schon einige Träume hinter sich lassen müssen, was Anthony in Rückblicken zeigt. Kathleen hätte die Möglichkeit gehabt, professionelle Tennisspielerin zu werden, hat sich aber für eine Ehe mit Virgil entschieden. Für Virgil habe sich seine beruflichen Ambitionen nicht erfüllt und auch das Saxophon spielen, von dem er träumt, hat er nie gelernt. Wobei das Instrument stellvertretend als Symbol für einen ganz anderen Lebensentwurf steht.
Anthony wechselt sehr geschickt zwischen den beiden Perspektiven der Ehepartner, die im Erzählstrang der Gegenwart perfekt ineinander greifen. Gerade gegen Ende baut sich so bei mir eine große Spannung aus. Und ich bin auch ein bißchen überrascht, für welchen Schluss sich Anthony letztendlich entschieden hat.
Ob der Roman wirklich das Unmögliche schafft und mir etwas Neues über die Ehe erzählt, wie Kate Christensen auf dem Cover blurbt, weiß ich nicht, weil ich sowieso keine Ahnung von Ehe habe.
Aber ich weiß, dass mich „Es geht mir gut“ ziemlich gut unterhalten und erfreulich mein Kopfkino bedient hat.
Für mich reicht das, um den Roman als gutes Buch zu bewerten.
Vielen lieben Dank an den Kein & Aber Verlag für das Rezensionsexemplar mit diesem wunderbaren Cover. Danke und viel Erfolg an Jessica Anthony für den Roman!
Aus dem Amerikanischen von Gabriele Werbeck und Andrea Stumpf
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