Fassaden von Lauren Elkin

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Fassaden Lauren Elkin Rezension

Der Soundtrack, der mich durch den Roman „Fassaden“ begleitet, sind die Gnossiennes von Erik Satie. Ich mag die Klavierstücke sehr und sie werden mehrfach von den Figuren in dem Debütroman von Lauren Elkin erwähnt.

Außerdem spiegeln die verzauberten und rätselhaften Stücke perfekt den Charakter des Romans wider: eine Mischung aus verträumt und rätselhaft und nicht ganz eindeutig in ihrer Stimmung.

Elkin, die bereits mehrere Bücher und Essays veröffentlicht hat, wagt mit „Fassaden“ den Sprung zum Roman und lässt ihre Handlung komplett in einer Wohnung in Paris auf zwei verschiedenen Zeitebenen ablaufen. 

2019 erholt sich die Ich-Erzählerin Anna von einer Fehlgeburt, während ihr Mann beruflich für längere Zeit in London ist.

„Ich hatte eine Fehlgeburt. Ich weiß nicht, wie niedergeschlagen ich sein darf, was angemessen wäre.“

Sie freundet sich mit ihrer jüngeren Nachbarin Clémentine an und denkt über ihr Leben, ihre Beziehung und ihre Vergangenheit nach. Immer wieder schleicht sich dabei die Zeit mit ihrem Ex-Freund in ihre Gedanken.

1972, viele Jahre vor Anna, lebt ein Paar, Florence und Henry, in der gleichen Wohnung. Dieser mittlere Romanteil ist, anders als Annas Passagen, aus wechselnder Perspektive von Florence und Henry erzählt. Während Florence sich unbedingt ein Baby wünscht, möchte Henry auf keinen Fall seine Freiheit verlieren.

„Niemand ist glücklich. Überhaupt, wozu müssen alle immer glücklich sein? Glück ist ein amerikanischer Importartikel.“

Elkins Roman, der 480 Seiten hat, wird nicht von einem handlungsreichen Plot vorangetrieben, sondern lässt sich durch detaillierte Introspektionen treiben. Die titelgebenden „Fassaden“ dienen dabei gleich mehrmals als Metapher. So stehen die Fassadenarbeiten am Haus 2019 bei Anna und ihre Küchenrenovierung gleichsam für ein Abtragen der Schichten, die über unserem eigentlichen Wollen liegen.  Elkin beschreibt ein allmähliches Freilegen der Wünsche und des Begehrens von ihrer Figuren. 

Was liegt hinter den „Fassaden“

Doch kann man sich selbst und einander je wirklich ganz erkennen?

„Es gibt so vieles, was wir über die anderen niemals erfahren werden, egal wie sehr wie sie lieben oder wie viel Zeit wir mit ihnen verbringen.“

Wie Elkin dabei die Wohnung und die Figuren über die Zeitebenen hinaus miteinander verbindet – die Querverweise, manche deutlich, andere subtiler – finde ich großartig. Ich finde ja eigentlich schon, dass gerade umfangreichere Romane gerne mehr Action vertragen können als dünnere, damit es nicht zäh und langweilig wird. Um mich auf gerade auf der Langstrecke mit inneren Sichten und Entwicklungen als Leser*in bei der Stange zu halten, braucht es schon eine ziemlich gute Erzählerin.

Und das ist Lauren Elkin – auch wenn sie sich intellektuell mit ihren philosophischen Anspielungen auf einem Niveau bewegt, das für mich gerade noch unterhalb der Überforderung liegt.

Genauso wie die Gnossiennes – ein anregender Genuß!

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