FEST von Mireille Zindel

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Fest Mireille Zindel Rezension

Warst du schon mal wahnsinnig verliebt?

Und wenn deine Gefühle nicht erwidert wurden oder die Beziehung zu Ende ging, was hast du dann gemacht?

Noëlle, die Protagonistin in Mireille Zindels neuem Roman, tut so einiges um den Mann ihrer Träume für sich zu gewinnen. Denn David ist verheiratet und will offensichtlich keine Beziehung mit ihr, maximal Nackfotos.

Oder?

Oder steht er kurz davor seine Frau zu verlassen, um mit Noëlle endlich glücklich zu sein?

Zum Glück würde Noëlle nichts Illegales tun um David näher zu kommen. Sie kauft sich nur ab und zu magische Kerzen mit vielversprechenden Titel wie „Romance“ oder „Attraction“, die beim Abbrennen einen Zauber wirken sollen. 

Oder? 

Oder hat Noëlle David mit Zauberei und einer vergifteten Pilzsuppe getötet und die Polizei ermittelt gegen sie?

Zindel exerziert in „Fest“ detailgenau die Phasen von Noëlles Fixierung auf ihr Liebesobjekt durch. Wie der Wahnsinn ihrer Protagonistin mäandert ihr Text von Realität zu Trugbild, von Erkenntnis zu erneuter Täuschung. Auch als Leser*in kann ich nie genau unterscheiden, welche Figuren, welche Ort konkret und welche vielleicht nur imaginiert sind.

Ebenfalls unklar hält Zindel die Art von Noëlles Beziehung zu David.  Haben oder hatten die beiden wirkliche eine Affäre?

„Liebeswahn fühlt sich an wie ein zäher Nebel im Kopf. Du kannst nicht mehr klar denken, nicht mehr scharf sehen, deinem Verstand nicht mehr trauen.“

Genauso fühlt sich das Lesen von „Fest“ an, es gibt wenig konkrete Ereignisse, an denen ich mich festmachen kann, ich stecke mit Noëlle in ihrer Gedankenwelt fest. Äußere Anhaltspunkte oder Anker in die Realität gibt es wenig.

Ich habe „Fest“ sehr gerne und fasziniert gelesen, auch wenn sich der Roman anders und weniger greifbar entwickelt hat, als ich es mir vielleicht erhofft hatte. Ich finde in der großen Seitenzahl durchaus einige Redundanzen, sprich es zieht sich bisweilen ein wenig in die Länge.„Fest“ ist kein krimiähnlicher Stalker*innen Roman mit unvorhersehbaren Wendungen, es ist vielmehr die literarische Auslotung einer Realitätsflucht, die zum Gefängnis und zur Befreiung gleichzeitig geworden ist.

Was bedeutet der Romantitel?

Während ich „Fest“ las, habe ich mich lange gefragt, was der Titel wohl bedeuten könnte. Jetzt weiß ich es. Und dennoch bleiben Fragen. 

Ein weiterer Roman, „Die Zone“ von Mireille Zindel, ist schon auf meinem Wunschzettel gelandet!

  • Mireille Zindel
  • Fest Klappentext

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