Nachdem ich Anfang des Jahres „Eskalationsstufen“ von Barbara Rieger gelesen hatte, wollte ich gerne noch mehr von dieser aufregenden österreichischen Autorin lesen!
Und „Friss oder stirb“ trägt die gleiche gesellschaftskritische und feministische Handschrift, die mir bereits in „Eskalationsstufen“ so gut gefallen hat!
In dem Roman, der 2020 bei Kremayr und Scheriau erschienen ist, steht Anna im Mittelpunkt. Eine junge Frau, die nicht nur mit ihren Essstörungen zu kämpfen hat, sondern auch mit der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter und zu sich selbst.
Eindringlich beschreibt Rieger ihre Schritte hin zur Bulimie und beschönigt die inneren und äußeren Verheerung der Krankheit in keinster Weise. Annas Ess- und Brechsucht wird detailliert auserzählt. Vor allem die emotionale Verbindung aus Sehnsucht, Hunger und großer Scham wird von Rieger mit großem psychologischen Feingefühl geschildert.
Psychogramm einer Essstörung – Friss oder Stirb
Rieger stellt erzähltechnisch nuanciert eine Zusammenhang her, zwischen einer Gesellschaft, in der junge Frauen für Männer hauptsächliche als Konsumprodukt gesehen werden, das sie ungefragt bewerten und abwerten dürfen und dem Berdürfnis die Kontrolle über den eigenen Körper zu behalten.
Ihr Protagonistin Anna versucht verzweifelt ihren Selbstwert durch Männer zu bestätigen. Doch sie landet nur in einem Strudel aus Sex, Scham und Kontrollverlust.
Der Roman hat nicht den Anspruch, die Ursachen von Bulimie in allen Facetten abzubilden, dafür sind die Mechanismen der Krankheit zu vielschichtig und komplex. Sondern er erzählt am Bespiel von Anna, wie eine junge Frau im Griff ihrer Obsession unterzugehen droht. Wie beispielsweise unbedachte, vermeintlich harmlose Bemerkungen, die eigentlich Bewertungen sind, Annas Krankheit wie Treibstoff befeuern. Und wie Anna daran scheitert, sich in ihrer innere Traurigkeit und ihrem Gefühl nicht zu genügen, mit Essen zu trösten.
Und können wir bitte darüber sprechen, wie krass gut mir einfach die Gestaltung des Covers und des Romans gefällt? Ich meine die Bücher von Kremayr & Scheriau sind eigentlich immer besondere Eyecatcher. Aber das hier ist, mit den zusätzlich kleine grafischen Detail innen, ist einfach ein Knaller.
Danke noch mal an Sabine Gelsing für das tolle Tauschbuch und viel Erfolg an Barbara Rieger für ihre weitere Arbeit!
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