Leider hat dieser Roman von Frances Cha einen tragischen aktuellen Bezug, er spielt in Südkorea, genauer gesagt in Seoul.
Er ist ein Gesellschaftsportrait und thematisiert v.a den Schönheitswahn und sozialen Druck den Frauen in den patriarchalen Strukturen von Korea ausgesetzt sind. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass sich über 20% aller Südkoreanerinnen kosmetischen Operationen unterziehen.
Wir lernen vier junge Frauen aus Seoul kennen, deren Leben aus abwechselnder Perspektive in Ausschnitten geschildert wird. Sie wohnen alle im gleichen Haus, und ihre Leben sind miteinander verknüpft auch wenn alle mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Eines ist ihnen gemein, sie leiden unter den Anforderungen der männerdominierten Gesellschaft und ihr Leben ist hart.
Ara ist nach einem, nur angedeutetem Vorfall in ihrer Vergangenheit, verstummt und träumt von der Welt der K-Pop Stars.
Kyuri hat die meisten Schönheitseingriffe hinter sich, was es ihr ermöglicht als Top-Escort in einem der exklusiveren Room Salons zu arbeiten.
Miho ist eine junge Künstlerin, die über eine Freundin in die elitären Kreise der Rich Kids von Seoul gelangt.
Wonna ist verheiratet und wünscht sich ein Baby als Exit Strategie. Sie muss aber schwanger feststellen, dass ihre Probleme und der Druck nur noch mehr zunehmen.
Männer sind in diesem Roman fast alle Schweine und Ursache und Nutznießer der patriarchalen Strukturen zugleich. Der Roman vereinfacht jedoch nicht und es wird angedeutet, dass auch Männer in dem starren gesellschaftlichen Korsett gefangen seien können.
Mir hat der Roman gut gefallen. Ich mochte die Schilderungen der zarten Verbundenheit der Frauen untereinander und den Einblick in die südkoreanische Kultur.
Es gibt für mich auch Kritikpunkte, die Sprache und Charakterdifferenzierung betreffen, der Roman wird für mich kein persönliches Highlight werden.
„Hätte ich dein Gesicht“ von Frances Cha ist erschienen beim Unionsverlag.
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