HEILUNG von Timon Karl Kaleyta

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Heilung Timon Karl Kalyeta Rezension

„Heilung“.

Innere und äußere. Ist das nicht der immerwährende heilige Gral?

Auch der Berliner Autor Timon Karl Kaleyta nimmt sich in seinem zweiten Roman literarisch des Themas an. Und zwar auf höchst unterhaltsame und dabei subtil tiefgründige Weise.

Das Cover und der Titel muten leicht esoterisch an, doch die Kurzbeschreibung erinnert an den Zauberberg.

In Kaleytas Protagonist, dem Ich-Erzähler, erkenne ich einen typischer Vertreter meiner verunsicherten Generation, die gerade in der Rush-Hour des Lebens steckt.

Ihn plagen seit längerer Zeit psychisch verursachte Schlafprobleme, die sich zunehmend verschlimmern. Seine Frau sieht dringenden Handlungsbedarf und bucht ihm einen Aufenthalt im abgelegenen Gesundheitsressort San Vita, das in seiner Beschreibung und mit seinen Figuren eindeutig an den Zauberberg erinnert.

Schon kurz nach der Ankunft stellt sich angesichts der Methoden und der Heilsversprechen von Professor Trinkl nicht nur beim Erzähler, sondern auch bei mir ein gehöriges Unwohlsein ein.

Kann die Philosophie von Professor Trinkl zur Heilung führen?

Der Ich-Erzähler hadert eigentlich mit Nichts weniger als mit der Urfrage der Menschheit: wie führe ich ein gutes Leben aka was ist der Sinn des Lebens.

„Ja, ich glaube noch immer ganz fest, dass jeder eine bestimmte Aufgabe und einen bestimmten Nutzen hat, die ihm von unbestimmter Stelle aus zugewiesen worden sind. Und dass in der Bereitschaft, die eigene Nützlichkeit zu erkennen und zu akzeptieren, die entscheidende Quelle menschlichen Glücks zu finden ist.“

vergeistigter Zauberberg oder handfester Bauernhof?

Ich finde den zweiten Teil der „Heilung“, nachdem der Ich-Erzähler das Sanatorium verlassen hat um auf dem Hof seines Jugendfreunds zu leben, fast noch interessanter. Kaleyta adressiert hier den Wunsch vieler von der Moderne überforderter Menschen, wieder zu den Ursprüngen zurückzukehren und ein einfacheres Leben zu führen.

Was passiert allerdings, wenn du das sogenannte einfache Leben gar nicht mehr verkraftest?

Kaleytas Schreibstil ist recht flüssig, schnell zu lesen und sehr unterhaltsam. Dagegen finde ich den Inhalt und die Story überraschend subtil und und abgründiger, als es auf den ersten Blick wirkt.

Vor allem den Schluss finde ich sehr raffiniert gelungen und mit einigen Spielraum für Interpretation, vor allem in Kombination mit dem Titel.

Ja, „Heilung“ hat mir in dieser Kombination aus Unterhaltung, Spannung und mit diesem subtilen und zweideutigen gesellschaftskritischen Unterton sehr gut gefallen! 

  • Heilung Klappentext
  • Timon Karl Kalyeta

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