Junge Frau mit Katze von Daniela Dröscher

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Junge Frau mit Katze Daniela Dröscher Rezension

Das allererste Mal, dass ich meine Gedanken zu einem Buch festgehalten habe, war zu „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher. Mein allererster Blogbeitrag sozusagen, der definitiv noch keine Rezension, sondern ein ungeordneter, kleiner Leseeindruck war.

Seitdem habe ich viele weitere Bücher gelesen und unzählige weitere Blogbeiträge geschrieben und Leseeindrücke festgehalten, die „Lügen über meine Mutter“ sind mir aber immer im Gedächtnis geblieben.

Keine Frage, dass ich den neuen Roman von Daniela Dröscher dringend lesen wollte.

In „Junge Frau mit Katze“ ist die kindliche Erzählerin Ela aus „Lügen über meine Mutter“ älter geworden und ist jetzt eine junge Frau. Auch ihre Mutter ist älter geworden, doch die Bindung zwischen den beiden Frauen ist nach wie vor liebevoll und symbiotisch eng.

Ela strebt eine Laufbahn im geisteswissenschaftlichen, akademischen Universitätsmilieu an und steht kurz vor dem Abschluss ihrer Promotion.

Doch die Jahre, in denen sie prekär gearbeitet und gelebt hat, haben Spuren bei ihr hinterlassen. Die bevorstehende Promotion in Verbindung mit einem Nebenjob und Geldsorgen üben enormen Druck auf sie aus.

Ihr Körper rebelliert. Die gesundheitlichen Baustellen, die sie irgendwann nicht mehr wegdrücken kann, werden immer größer, bis sie schließlich kollabiert.

“Das hier war kein Leben, es war eine Zumutung. Ein ausharrendes Erleiden, eine groteske Kopie dessen, was man Leben nannte.”

Ärzt*innen und das Gesundheitssystem sind nur bedingt in der Lage, ihr zu helfen und Ela erkennt, dass sie tiefgreifende Veränderungen vornehmen muss.

Wer ist die „Junge Frau mit Katze“?

“Ich hatte mich selbst verloren. Zwischen all der Arbeit, dem Lesen, dem Lernen, den Freundschaften, den Feiern musste ich mir selbst ein Stück weit abhandengekommen sein. Ich wusste nicht einmal, was ich essen konnte, und was nicht. Der Kompass in meinem Körper drehte vollkommen frei.”

Ich denke, dass viele Menschen irgendwann an den Punkt der kompletten Erschöpfung und Orientierungslosigkeit kommen. Unsere Leistungsgesellschaft verlangt uns für das Gefühl von Selbstwertigkeit viel ab. Und oft dauert es eine Zeit, bis wir begreifen, dass diese Form von Selbstwert keine Nachhaltigkeit hat. Spätestens dann, wenn wir die geforderte Leistung nicht mehr erbringen können. Weil wir krank, Elternteil oder einfach nur älter werden.

Bei Dröschers Erzählerin kommen an diesem Punkt in ihrem Leben neben den gesundheitlichen Aspekten noch andere erschwerende Faktoren hinzu: sie ist die erste aus ihrer Familie, die eine akademische Laufbahn einschlägt, und wird hart mit dem Klassensystem konfrontiert. Die Beziehung zu ihren Eltern, vor allem zu ihrer Mutter ist komplex und sie muss sich mit ihrem eigenen Standpunkt erst emanzipieren. Dazu kommen verschiedene Glaubenssätze zum Thema Körper, Gesundheit und Beziehungen.

Ich kann mich nicht mit allen Punkte, die Ela beschäftigen, identifizieren, aber es ist eben die Dröschers Kunst, diese Punkte trotzdem nachvollziehbar und vor allem nachfühlbar zu erzählen. Es ist klar, dass diese beiden Romane, viele und starke autofiktionale Elemente enthalten, und ich bewundere Dröschers Arbeit und ihren Umgang damit sehr.

Wie in „Lügen über meine Mutter“ stellt sie zwischen die Kapitel ihre Beobachtungen und Analysen aus der heutigen Perspektive der Erzählerin, was mir sehr gefällt. Allerdings hatte ich sie als deutlicher und expliziter feministisch in Erinnerung, was aber vielleicht auch mit dem Thema verbunden war. 

Wenn du bis hier gelesen hast, sollte dir eigentlich klar sein, dass es von mir für Dröschers neuen Roman natürlich eine Leseempfehlung gibt! Ich freue mich schon sehr auf weitere Romane der Berliner Schriftstellerin.

  • Junge Frau mit Katze Daniela Dröscher Klappentext
  • Daniela Dröscher

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