„Würden Sie sagen, dass es hier anders zugeht als im Rest von Österreich?“
„In Engelhartskirchen gibt es keine Fälle von häuslicher Gewalt. Keine Sexualdelikte. Keine Frauenmorde.“
Ja, diesem kleinen österreichischen Provinzkaff Engelhartskirchen ist alles ein klein wenig anders. Das merkt auch Anna Maria, als sie aus der Hauptstadt Wien mit ihrem Neu-Lover Hannes spontan in dessen Heimatdorf zieht.
Der Musikgeschmack ist hier retro, das Essen auch und Sonntags geht es in die (katholische) Kirche. So weit, so das Landliebe Klischee.
Nur, warum gibt es so viele glückliche Witwen und so viele ungewöhnliche Todesfälle unter der männlichen Bevölkerung?
Die Großstädterin Anna Maria und ich als Leser*in kommen ziemlich schnell auf die Lösung des Mysteriums, schließlich lautet der doppeldeutige Buchtitel „Männer töten“.
Diese Kurzbeschreibung verspricht eine spannende Geschichte und die wahnsinns Cover- und Buchgestaltung hat meine Erwartungshaltung ziemlich hoch geschraubt. So ganz kann der Roman meinen hohen Erwartungen nicht entsprechen.
Der Plot schlingert wild, ändert seine Stimmungslage von lustig-makaber zu ernsthaft-betroffen. Das mag die erwähnte Popkultur-Poesie vom Klappentext sein, bleibt mir persönlich aber zu redundant. Der Roman lässt sich äußerst locker und schnell weglesen, aber mir mangelt es an inhaltlicher Verbindlichkeit. Viele Aspekte werden angerissen, aber letztendlich nicht weiter verfolgt.
Leider zu guter Letzt auch nicht die eigentliche Handlung, was generell bei Romanen für mich kein Muss ist, mich hier aber nicht überzeugen kann.
Männliche Gewalt, Vergewaltigungen und Frauenmorde. Männer, die bestärkt vom Patriarchat glauben, das Vorrecht und die Deutungshohheit über weibliche Körper und Lebenswege zu haben.
Das sind für mich sehr, sehr wichtige gesellschaftliche Themen, die immer noch viel zu wenig in Literatur und in der öffentlichen Diskussion aufgegriffen werden.
Alleine deswegen feiere ich Reisingers modernen und rasanten Roman, auch wenn er mich in seiner Ausarbeitung nicht wirklich überzeugen konnte. Ich denke, „Männer töten“ wird auf jeden Fall sein Publikum finden.
Und bei einer Verfilmung werdet ihr mich sicher im Kinosaal wiederfinden.
Side fact: auf Spotify gibts die passende, gleichnamige Playlist von Eva Reisinger.
Ein großes Dankeschön an den leykam Verlag und der Wolkenlos Agentur für das Rezensionsexemplar. Optisch definitiv ein Highlight in meinem Bücherregal!
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