Also erstmal gefällt mir natürlich dieses wunderschöne Cover von „Malibu Orange“ auf. Ich liebe diese Eyecatcher Farben!
Aber auch die Geschichte zwischen den Buchdeckeln hat mich gleich gecatcht.
Storytime: ich bin Anfang 20, frisch im Studium und mit der besten Freundin in eine WG gezogen. Als mir meine beste Freundin überraschend ihren neuen festen Freund vorstellt, entgleitet mir fast das Gesicht: er ist 20 Jahre älter als wir, redet wie ein Boomer und beide laden mich zum einem gemeinsamen Abend mit „Die Siedler von Catan“ ein.
Haidachers Protagonistin Anja beschreibt genau meine Gefühle und Gedanken in diesem Moment, als ihr ihre beste Freundin Magda ihren neuen Freund Volker vorstellt.
Nur sind die beiden Freundinnen da schon Anfang 30 und die Konsequenzen, die ein neuer Freund im Leben haben kann, könnten weitaus weitreichender sein als ein Spieleabend.
In Anjas und Magdas Umfeld sind viele in diesem Alter schon verheiratet und haben Kinder bekommen. Sie interessieren sich nicht mehr für Party, Aufrisse und Exzesse mit Malibu Orange, sondern für excessives Brunchen mit den anderen Mamis.
Aber Magda doch nicht. Magda war für Anja immer eine feste Bank, wenn es darum ging sich gegen die spießigen und konventionellen Lebensentwürfe abzugrenzen.
Und jetzt dieser Volker, der so gar nicht zu Magda passt. Führen die beiden nicht gar eine toxische Beziehung und Magda wird von Volker patriarchal manipuliert? Und jetzt hat ihre Freundin auch gar keine Zeit mehr für Anja. Auch sonst läuft es in Anjas Leben gar nicht rund. Nach einem stressbedingten Gehörsturz hat sie gekündigt und ist wieder bei ihren Eltern eingezogen. Die Konflikte zwischen den Generationen lassen nicht lange auf sich warten.
Ich liebe die Szenen beim Familienabendbrot, bei dem sich die Meinungsverschiedenheit zwischen jung und alt zuspitzen und sich eruptiv (verbal) entladen.
Generationenkonflikt beim Abendessen
Und jetzt wo Magda mit ihrem neuen häuslichen Leben beschäftigt ist, was wird dann aus Anja? Eigentlich weiß sie gar nicht was sie will, sondern nur was sie nicht will.
Also ein Leben wie ihre Eltern mit jahrelangem klaglosen Malochen will Anja schon mal nicht. Und Brunch mit Mamis auch nicht.
Sie sucht Orientierung bei ihrer Oma, die das mit dem Leben immerhin schon 80 Jahre lang geschafft hat.
“„Ich check nicht, wie leben geht.“ Und fragt sich, woher ihre Oma das gewusst hat, ihr Leben lang, also wie leben geht.”
Ich liebe auch einfach den Erzählton von Haidacher, der leicht flapsig und direkt daherkommt, aber niemals naiv oder oberflächlich wirkt, was allein schon eine Kunst ist. Das Lesen macht mir richtig viel Spaß und die Geschichte kommt mit einer Leichtigkeit daher, die aber nie die Ernsthaftigkeit der Themen und der Gesellschaftskritik überdeckt. Nicht umsonst wurde Ulrike Haidacher eingeladen Textausschnitte aus „Malibu Orange“ auf dem Bachmannwettbewerb 2024 zu lesen.
Von mir gibt’s für den zweiten Roman von Ulrike Haidacher eine freudige Leseempfehlung. Versteht sich von selbst, dass ich jetzt auch noch ihr Debüt “Die Party” lesen will!
Vielen lieben Dank an den leykam Verlag und die Agentur Wolkenlos für das blendend schöne Rezensionsexemplar und Danke und viel Erfolg an Ulrike Haidacher für den Roman!
Und was aus meiner besten Freundin wurde? Sie trennte sich recht schnell wieder von ihrem neuen (alten) Freund, die Spieleabende hat sie allerdings beibehalten und auch unsere Freundschaft hat sich dann recht schnell auseinander entwickelt.
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