Dieser Roman „Malus“ ist furchtbar.
Furchtbar wichtig, furchtbar aktuell und auch noch furchtbar gut!
Seit “12 Grad unter Null” von Anna Franziska Herzig hat mich kein Roman mehr so furchtbar wütend gemacht!
Die deutsch-österreichische Autorin Simone Hirth hat mit “Malus“ eine wahnsinnige Parabel über unsere patriarchale Gesellschaft geschrieben, in der noch viel zu oft toxische Männlichkeit regiert und unser Zusammenleben vergiftet.
Hirth lässt die biblischen Figur Evas das Paradies verlassen, nachdem sie (natürlich) einen Apfel gegessen hat und erkennt, dass ihre Beziehung zu Adam missbräuchlich und übergriffig ist.
Eva landet im jetzt und hier oder besser gesagt in Wien Meidling. Sie ist ungeplant schwanger mit Adams Kind und möchte für sich und das Kind ein selbstbestimmtes Leben aufbauen.
Weiblicher Kanon
Eva trifft auf Magdalena, die ebenfalls ihr biblisches Leben hinter sich gelassen hat und ihr hilft, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Gibt ihr den weiblichen Kanon der feministischen Literatur zu lesen: Wolf, Woolf, Streeruwitz, Atwood, Ernaux und viele mehr.
Doch da ist immer noch der verlassene Adam in seiner gekränkten Männlichkeit. Er ist wütend und gibt (natürlich) Eva für alles die Schuld.
Seine wiederkehrenden Sätze („wer glaubst du wer du bist?“, „Du wirst schon sehen, was Du davon hast!“) triggern auch mich gewaltig und rühren an meine Grundängste.
Das wiederkehrende und titelgebende Symbol des Apfels steht für vieles. Für Selbsterkenntnis (natürlich) im wahrsten Sinne des Wortes, für weibliche Selbstermächtigung, und für solidarische Schwesternschaft.
Ein toller, zutiefst feministischer Roman mit ganz vielen aktuellen Bezügen, sei es zur misogynen Rechtssprechung in Scheidungsprozessenn oder zu den Missständen in der Geburtshilfe. Eine Parabel, in der Eva singt „I‘m every woman“. Die Auseinandersetzung mit dem patriachalen Gott, der Adam protektioniert, gefällt mit als Atheist*in (natürlich) auch richtig gut.
Von mir gibt es eine große Empfehlung für diesen deutlichen und aufregenden Roman, der auch noch großartig zu unterhalten weiß. Ich habe mit „Malus“ die Autorin Hirth erst neu entdeckt, möchte aber dringend noch weitere Romane von ihr lesen.
Vielen lieben Dank an Kremayr & Scheriau und Buch Contact für das Rezensionsexemplar dieses Romans, dem ich viel Erfolg und ganz viele Verkäufe wünsche!
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