Monique bricht aus von Édouard Louis

Geschrieben von:

Monique bricht aus Édouard Louis Rezension

„Das Buch, das ihr in den Händen haltet, ist im Prinzip eine Auftragsarbeit, eine Bestellung meiner Mutter. Ich habe nicht entschieden, es zu schreiben.“

So schreibt Louis auf den letzten Seiten und ich kann es mir nach dem Lesen gut vorstellen. Vor meinen Augen ist nämlich ein Bild von Monique entstanden. Fast kann ich sie vor mir sehen, die Frau, die jetzt lebendig und frei ist. 

Dass das nicht immer so war, hat Louis bereits in seinem Roman „Die Freiheit einer Frau“ thematisiert und auch in „Monique bricht aus“ erzählt er davon, wie seine Mutter seinen Vater nach 20 Jahren Ehegefängniss vor die Tür setzt. Sie hat den Mann rausgeschmissen, der von ihr erwartete, 

dass sie

kochte

putzte

einkaufte

spülte

die Wäsche wusch

dass sie den Mund hielt, wenn er fernsah, sechs oder sieben Stunden am Tag, und wenn sie es nicht tat, rastete er aus

Es scheint als wäre ein Neuanfang möglich, als Monique mit einem neuen Mann, frisch verliebt, nach Paris zieht, wo auch ihr Sohn, der Erzähler, wohnt und studiert.

„Sie wusste nicht, und auch ich konnte es noch nicht wissen, dass dieser Traum von kurzer Dauer sein würde.

Und sie schafft es, sich nach Jahren auch aus dieser Beziehung zu befreien. 

Du merkst es vielleicht schon an den Zitaten, dass Louis ein sehr konzentrierter Schreiber ist, der sehr verdichtet erzählt. Das ist auch gut so, denn so entfaltet sein Buch  trotz seiner nur 160 Seiten eine große Kraft.

Klasse und Herkunft ist das große Thema in Louis Werken. Und die Frage nach der Klasse und den finanziellen Ressourcen stellt er auch in „Monique bricht aus“.

„Wie viele Menschen, wie viele Frauen würden ein anderes Leben wählen, wenn man ihnen das entsprechende Geld überwiese?“

„Manche werden vom Leben getragen, für andere ist das Leben ein ständiger Kampf. Wer zur zweiten Kategorie gehört, ist müde.“

Ich habe von Louis bis jetzt „Anleitung ein anderer zu werden“ gelesen, dass ich gut fand, bei dem mich aber, genauso wie beispielsweise „Tage mit Martha“, der rein männliche Blickwinkel nicht wirklich abgeholt hatte. Bei vielen Szenen und Begegnungen dachte ich daran, dass sich die gleiche Situation für eine Frau* wahrscheinlich ganz anders entwickelt hätte.

Édouard Louis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Lust auf Literatur | Literatur Blog

Jetzt abonnieren, dann bekommst du meine Buchtipps direkt in dein Email Postfach!