„Elektrisierend, zutiefst beunruhigend und so zufriedenstellend.“ so der Blurb von Meg Mason auf dem Klappentext von „Nur eine weitere Geschichte“.
Ich bin elektrisiert und zufrieden gestellt.
Aufgeregt und sehr gut unterhalten würde ich noch hinzufügen.
Dieser außergewöhnliche Debütroman der australischen Schriftstellerin Jaqueline Maley hat mich sehr begeistert! Die Kurzbeschreibung führte mich minimal in die Irre, den die darin beschrieben Handlung nimmt gar nicht so viel Raum innerhalb der Gesamthandlung ein. Es ist eben nur eine weitere Geschichte.
Im Herzen dieses Romans steht für mich die alleinerziehende Mutter Suzy, die sich als toughe Journalistin durch ihr Leben struggelt. Auf Grund einer ihrer Enthüllungsstories hat sich eine Bloggerin umgebracht, deren Fake-Krebserkrankung sie geoutet hatte.
Der Shitstorm lässt nicht auf sich warten und auch noch ein Jahr später verfolgen sie Drohbriefe und Anfeindungen.
Auch ansonsten ist Suzy Leben, mit spießbürgerlichen Augen gesehen, chaotisch. Eine Affäre mit ihrem verheirateten Zeitungsboss und parallel ein Sex-Ding mit einem jüngeren Künstler sorgen für emotionale Ablenkung. Ihre vierjährige Tochter betreut sie liebevoll, der Vater des Kindes hat sich aus dem Staub gemacht.
Nur eine weitere Geschichte?
Beruflich, privat und finanziell geht es nach der Bloggerinnen Sache steil bergab und dann taucht irgendwann auch noch die trauernde und wütende Mutter der Bloggerin bei ihr auf und will ihr die wahre Geschichte ihrer Tochter erzählen…
Abgesehen davon, dass es großartige und gesellschaftskritische Unterhaltung ist, mochte ich an Maleys Roman besonders diese unglaubliche Modernität und Aktualität ihrer Geschichte. Ihre Figur Suzy, und auch die Bloggerinnen Mutter Jan, wirken auf mich wahnsinnig authentisch in ihrer Komplexität und bieten eine große Identifikationsfläche für mich als Leser*in.
Maley beschreibt die Widersprüchlichkeiten von Muttergefühlen, von Wut, von Verlangen und Scham, von Schuld und dem eigenen Versagen. Das holt mich emotional einfach direkt ab und gefällt mir beim Lesen richtig gut.
Sexistische und misogyne Strukturen thematisiert Jaqueline Maley im Vorbeigehen, stellt aber den Pragmatismus ihrer Figur Suzy, damit umzugehen immer in den Vordergrund.
Ja und auch das Ende gefällt mir richtig gut. Denn letztendlich war auch der Roman nur eine weitere Geschichte aus einem Leben, das danach noch ohne uns weitergehen wird.
Vielen Dank an den Ecco Verlag für dieses Leseexemplar, dessen wunderschöne Optik und Haptik ich hier noch einmal besonders betonen möchte!
Aus dem amerikanischen Englisch von Wibke Kuhn
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