STAMMZELLEN von Alina Lindermuth

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Stammzellen Alina Lindermuth Rezension

Okay, Wow, denke ich, als ich den neuen Roman „Stammzellen“ von Alina Lindermuth zum ersten Mal in der Hand halte. Das Cover ist mega und die Buchgestaltung wie immer bei den Büchern von Kreymayr & Scheriau einfach nur wunderschön.

Auch der Klappentext verspricht eine einzigartige Geschichte ganz nach meinem Geschmack.

Auf der ganzen Welt gibt es seit einigen Jahren das Phänomen der Dendrose, das ähnlich wie eine Pandemie um weiter um sich greift. Die betroffenen Menschen verwandeln sich Bäume. Es beginnt mit einem harmlosen Kribbeln in den Fußzehen und Fingerspitzen und schreitet dann mit der Verholzung und Verwurzelung der Beine fort. Als nächstes versteifen sich die Gelenke und auch das Bewusstsein schwindet. Ab einen gewissen Grad der Verwandlung müssen die Anthrodendren in die Erde gepflanzt werden um ihr Weiterleben als Baum sicherzustellen.

Für Angehörigen ein äußerst schmerzhafter Prozess. 

Es ist eine Dystopie, die gleichzeitig als Parabel bereits stattfindet. Denn das Auftreten, die Verbreitung und sozialen Konsequenzen des Phänomens erinnert mich stark an die Jahre der Corona Pandemie. 

Auch in Lindermuths Roman arbeiten Wissenschaftler*inne und Mediziner*innen fieberhaft an einer Erklärung und nach Behandlungsmöglichkeiten für das rätselhafte Phänomen.

Doch es geht in „Stammzellen“ gar nicht so sehr um die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Derndrosen, obwohl natürlich klar ist, dass diese Veränderungen für eine Art Backlash der Natur stehen. Später verdichten sich die Hinweise, dass die Dendrose durch die Klimaveränderungen und Umweltverschmutzungen ausgelöst wurde.

Lindermuth erzählt ihren Roman ganz aus der individuellen Sicht ihrer Protagonistin Ronja und in Form einer Liebesgeschichte vor dem Hintergrund dieser Krise. Für mich ist das gleichzeitig die Stärke, aber auch die Schwachstelle des Romans.

Ronja lernt in den ersten Kapiteln Elio kennen und nach einem etwas holprigen Start verlieben sich sich und werden ein Paar.

Wo finden sich überall Stammzellen?

Als Ärtzen arbeitet Ronja in Dendrose-Teams, die die Angehörige von Betroffenen während des Prozesses begleiten und unterstützen und ist deshalb direkt mit den Auwirkungen dieser Metarmorphose konfrontiert.

Seit einiger Zeit verspürt sie selbst manchmal ein minimales Kribbeln in den Zehen. Alles nur Einbildung?

Wie sieht die Zukunft von Ronja und Elio aus? Sollen sie eine Familie gründen trotz dieser Ungewissheit? Wie geht es weiter, wenn kein Heilmittel gefunden wird?

Das ist definitiv ein sehr interessantes Szenario, dass Lindermuth entwirft und das trotz der fantastischen Elemente nicht weit von unserer aktuellen Lebensrealität entfernt ist. Der Roman ist spannend geschrieben und mir gefällt die Geschichte von Ronja und Elio gerade in den ersten Kapiteln sehr gut. 

Dennoch fehlt mir persönlich etwas in dem Roman der Wiener Autorin und das ist eine gewisse Vielschichtigkeit und Komplexität in den Figuren und auch in der Geschichte. Das ist ein individueller Kritikpunkt meinerseits und kein universeller, denn ich denke dass gerade diese Gestaltung den Roman für sehr junge oder sogar jungendliche Leser*innen sehr gut zugänglich macht. Lindermuth überfordert nicht mit den komplexen Wechselwirkungen aus unserem eigenen Verhalten, globalen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen und der Klimakrise, sondern fokussiert sich auf die lokalen und persönlichen Auswirkungen für das Liebespaar Ronja und Elio.

“Die Wärme des Nachmittags ist abgekühlt, das Sanfte der vergangenen Stunden und Wochen ist an der Realität scharfkantig geworden. Ihr Verstand weiß schon, dass es begonnen hat, vorbei zu sein.”

  • Stammzellen Alina Lindermuth Klappentext
  • Alina Lindermuth

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