Ich glaube, der neue Roman „Verdammt wütend“ von Linn Strømsborg wird bei vielen Menschen einen Nerv treffen. Vor allem bei Frauen.
Denn ich glaube, viele Frauen sind „Verdammt wütend“. Und natürlich kenne auch ich dieses starke Gefühl von Wut.
„Verdammt wütend“ ist auch Britt. Dabei könnte alles so schön sein. Die Anfang 40 Jährige ist mit ihrem Mann Espen, ihrer kleine Tochter und der Clique im Urlaub.
Aber an einem Tag passiert etwas, was mir schon unzählige Male passiert ist, bei Britt aber das erste Mal vorkommt.
Sie rastet komplett aus und schreit ihre Familie und ihre Freunde an und haut dann ab.
Ihre Freundin Nico, die sie eigentlich nicht leiden kann, geht ihr nach und die beiden Frauen machen einen kleinen Road Trip, während Britt zum ersten Mal darüber nachdenkt, warum sie eigentlich so Verdammt wütend ist.
Denn der Ausbruch kommt nicht von ungefähr. Sie ist schon die ganze Zeit wütend, eigentlich permanent. Und wie könnte sie auch nicht. Die Mutterschaft fordert ihre ganze Zeit, mit ihrem Mann Espen ist sie in eine klassische Rollenaufteilung geschlittert, in der er alle Freiheiten und sie alle Verantwortung hat. Sie fühlt sich nicht mehr geliebt und auf ihre Funktionalität als Mutter reduziert. Ihre eigene Mutter hat sie verlassen, als sie noch ein Kind war und vor kurzem hat sie einen Knoten in ihrer Brust entdeckt.
Soll das schon alles gewesen sein?
Gedanken, die wahrscheinlich viele von uns kennen. Und wütend machen.
Linn Strømsborgs neuer Roman liest sich schnell und laut. Zwischen den vielen Fragen schlägt er nachdenkliche Töne an. Was will ich noch vom Leben und was schulde ich mir selbst und anderen?
Was will ich als Frau und Mutter? Und was will ich zurücklassen, wenn ich gehe?
Das sind gute Fragen, wenn auch für mich keine neuen. Ich bin froh und gesegnet, auf einige schon ein paar vorläufige Antworten gefunden zu haben, die mich glücklich machen. Meine Wut auf Grund von struktureller Ungerechtigkeit ist trotzdem omnipräsent und macht sich regelmäßig Luft, sehr zum Leidwesen meiner Familie und Arbeitskollegen.
Ich denke „Verdammt wütend“ ist ein Roman, der einen Teil der Gefühlswelt meiner Generation ziemlich gut und kompakt widerspiegelt und deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
Als Urlaubslektüre im Familienurlaub mit Vorsicht zu genießen…oder vielleicht gerade dann 😉.
Vielen lieben Dank an den Dumont Buchverlag für das gewünschte Rezensionsexemplar. Danke und viel Erfolg an Linn Strømsborg für den Roman!
Aus dem Norwegischen von Karoline Hippe
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