Es gibt mittlerweile schon so viele spannende und positive Rezensionen zu „Wild wuchern“ von Katharina Köller, da will ich versuchen mich kurz zu fassen.
Also ganz kurz: ich fand den Roman auch ziemlich gut, ziemlich österreichisch, aber jetzt vielleicht kein absolutes Highlight.
Ich hatte mich natürlich auch gleich in das tolle Cover verliebt, aber damit jetzt nicht unbedingt das „soghafte Alpen-Kammerspiel“ assoziert, das Daniela Dröschner auf dem Klappentext beschreibt.
Tatsächlich spielt die gesamte Handlung in einer entlegenen Berghütte auf einer Tiroler Alm.
Dorthin ist Marie geflohen und sucht Schutz bei ihrer Cousine Johanna, die seit Jahren wie eine Eremitin auf der Alm lebt.
Aus den Andeutung ist unschwer zu entnehmen, dass Marie vor ihrem (gewalttätigen?) Ehemann geflüchtet ist. Was genau passiert ist, bleibt aber erst mal im Dunklen.
Es liegt auch im Dunkeln, warum Johanna sich schon seit Jahren in die Berge zurückgezogen hat.
Die verschlossene und ruppige Frau ist wenig erfreut über Maries überraschenden Besuch und fühlt sich in ihren Alltagsroutinen gestört. Sie zeigt ihren Unwillen deutlich und grantlerisch.
Nicht die einzige Parallele, die ich zum Alm-Öhi von Johanna Spyri erkennen.
Es zeigt sich, dass die beiden auch eine gemeinsame Vergangenheit als Kinder verbindet.
Köller lässt Marie die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen, in einem naiv-pragmatischen-österreichischen Erzählton, der für mich sehr gut funktioniert.
Für mich steht die Beziehung zwischen Marie und Johanna im Mittelpunkt des Romans, die zwei Cousinen, die sich jetzt als Erwachsene erstmals ohne männliche Einmischung und gesellschaftliche Rollenzuschreibungen kennenlernen.
Dabei werden einige Ablagerungen aus der Vergangenheit abgetragen, bis Marie sich selbst und ihrer Cousine mit weniger Vorbehalte begegnen kann. Und auch bei Johanna brechen alte Wunden aus der Vergangenheit auf und bekommen die Chance auf eine Neubewertung. Alte Glaubenssätze werde von beiden hinterfragt und Abhängigkeiten aufgelöst.
moderne und feministische Heidi Geschichte?
Auch ich habe sehr gerne mitverfolgt, wie sich die Dynamik der Frauen fernab der Zivilsation verändert, wie Geheimnisse ans Licht kommen und mochte den starken, feministischen Grundtenor des Romans.
Auch die parabellähnlichen Elemente der Geschichte bieten Raum für zusätzliche Interpretationsansätze, die ich jedoch gar nicht unbedingt alle mit Bedeutung ausfüllen wollte oder musste.
In „Wild Wuchern“ fand ich einen ungewöhnlichen, vielschichtigen und unterhaltsamen Roman der österreichischen Autorin, deren Debütroman „Was ich im Wasser sah“ jetzt ebenfalls mein Interesse geweckt hat und der im November als Taschenbuch erscheint.
Vielen lieben Dank an Penguin Bücher für das Rezensionsexemplar mit dem ansprechenden Cover mit einem Porträt der Künstlerin Sara Lavelle. Danke und viel Erfolg an Katharina Köller für den Roman!
Schreibe einen Kommentar