Der Dschungel – la selva – Kolibris im Schwirrflug, Schlingpflanzen, Schatten, es ist düster. Giftige Pilze wachsen im Unterholz. Der Dschungel ist toxisch.
Bietet er auch Schutz?
Die Ich-Erzählerin Ella ist aus Wien und Paris in ein kleines kolumbianische Dorf am Rande des Dschungels geflüchtet. Es ist klar, dass hinter ihr unaufgearbeitete Traumata liegen, die sich immer wieder in ihre Gedanken mischen.
Ihre Träume und Gefühle aus Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich.
„Ich habe meine Geschichte verloren, denke ich, und jetzt kommt sie nach und nach zu mir zurück.“
Feimer nutzt intensive, bildhafte Beschreibungen des Dschungels, um den inneren Zustand und die Welt ihrer Figur beschreiben. Dazwischen flicht sie Elemente des magischen Realismus ein, wenn sie den Dschungel als minotaurisches Labyrinth beschreibt, der gleichzeitig die innere Verlorenheit Ellas symbolisiert.
Ganz allmählich setzten sich für mich die Bausteine zusammen, warum die Erzählerin in ihre Vergangenheit verstrickt ist.
Die Passagen aus der Pariser Vergangenheit empfinde ich als äußerst düster, bedrückend und ausgesprochen toxisch.
Für mich gibt es diese besonderen Bücher. Diese Bücher heben sich in ihrer literarischen Qualität von meinen sonstigen belletristischeren Freuden ab. Und trotz ihrer offensichtlichen Qualität gefallen sie mir nicht immer, weil sie mich zu sehr fordern.
Anspruchsvoll aber poetisch
„Wir könnten Dschungel sein“ sprach mich sehr an, weil mir die düstere und aufgeladene Atmosphäre sehr gut gefallen hat. Mir gefiel es sehr, wie Feimer die ambivalente und verwirrte Gefühlswelt und die langanhaltenden Folgen von Missbrauch literarisch herausarbeitet. Außerdem lassen ihre lyrische Naturbeschreibungen den Dschungel und seine Bewohner*innen lebendig werden und kontrastieren mit den menschengemachten politischen Unruhen der Region.
„[…] alles eins, vor mir, hinter mir, im Jetzt, Zeit ist die größte aller Illusionen.“
Die Theaterregisseurin und Schrifstellerin Isabella Feimer lebt in Wien und wurde auf ihrer Reise durch Kolumbien von Begegnungen und dem Dschungel zu diesem Roman inspiriert. Sie hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, zuletzt „Frieda“ (2022), ebenfalls beim braumüller Verlag erschienen.
Vielen Dank, lieber Braumüller Verlag für das Rezensionsexemplar und natürlich Danke und viel Erfolg für Isabella Feimer für ihren Roman!
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