Irgendwie weiß ich gar nicht so recht, was ich zu „Zeiten der Langeweile“ sagen soll, außer dass er keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlässt und mich recht nichts sagend zurücklässt.
Dabei hörte sich das Thema so spannend und aktuell für mein eigenes Leben an.
Eine Frau, Mila, aus meiner Generation der Millenials, will sich nach und nach von ihrem digitalen Leben verabschieden. Der Grund dafür ist ihre gleichermaßen große Angst vor Exposure und Gecancelt werden. Auch die für immer nachverfolgbaren Spuren, die sie im Netz hinterlässt, machen ihr immer mehr Sorgen.
Mila nimmt sich sogar extra eine beruflich Auszeit („between jobs“) fängt an sich erst von Social Media Apps abzumelden, und konsumiert digitale Austeiger*innen You-Tube Channels.
Natürlich erschwert sich plötzlich jede Kommunikation und ihr soziales Netz schrumpft massiv, Mila kommuniziert mit immer weniger Menschen. Nach und nach will sie alle Spuren von sich aus dem Internet entfernen, was sich als langwierige Aufgabe herausstellt. Allmählich wird ihr auch klar, wieviele indirekte digitale Spuren und Daten sie ungewollt hinterlässt durch die Nutzung von Streaming und Online Diensten. Das alles will Mila aus Angst vor Rückverfolgung aus ihrem Leben entfernen.
Doch wie geht es ihr dabei? Wirklich besser? Was macht Mila mit der ganzen gewonnenen Zeit, wie vertreibt sie die Langeweile in ihrer Welt, die komplett digital vernetzt ist?
Ich schreibe hier bewusst „ihre Welt“, denn wo ich anfangs dachte ich hätte mit der Figur auf Grund meines Alters und meiner Social Media Nutzung einige Gemeinsamkeiten mit der Erzählerin, wird mir schnell klar, dass meine Welt doch eine andere ist.
Habe ich Sorge, meine Social Media Nutzung ist übertrieben? Ja, durchaus. Habe ich Sorgen im Netz bloßgestellt oder gecancelt zu werden? Eher nicht. Ganz einfach, weil mein Leben nicht in der Form digital abläuft, wie das der Erzählerin.
Sind wir wirklich frei?
Die grundlegende Frage des Romans, nämlich wie wir frei sein können, stellt sich so in dieser Form gar nicht. Und wird mir für Mila zu kurz oder gar nicht beantwortet.
Die Frage könnte in Mila Geschichte oder ganz universell lauten: was gibt meinem Leben Inhalt und Sinn, unabhängig von digitalen Medien und Internet. Die letztendlich auch nur Werkzeuge sind, die wir als solche begreifen und nutzten können oder nicht.
Ich konnte mich letztendlich doch nur wenig mit der Erzählerin identifizieren und konnte auch keine gesellschaftskritischen Aspekte ausmachen, die mich nachdenklich gemacht hätten. Eine tiefere Auseinandersetzung mit den vielen Fragen, die sich gerade beim digitalen Datenschutz stellen, fand mir zu wenig statt.
Ich mochte die kleine Zeitreise ein paar Jahre zurück in die Corona Zeit und die Erwähnungen einiger damaliger Phänomene hatte durchaus seinen Reiz.
Ansonsten bleibt mir der Roman von Jenifer Becker einfach zu blaß und undefiniert und wird bei mir nur als mittelmäßig im Gedächtnis abgespeichert werden.
Was war euer Eindruck von „Zeiten der Langeweile“? Habt ihr den Wunsch euch aus dem Internet zu löschen?
Vielen Dank an Hanser Berlin und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!
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