Eine Geschichte von Hass und Vergebung
„American Mother“ – ein passender Title, sowohl für das Buch als auch für Diane Foley. Denn in Diane Foley kommen viele positive Eigenschaften zusammen, mit denen sich die USA so gerne identifiziert: Glaube, Patriotismus und Familie.
Diane Foley ist die Mutter des 2014 vom IS ermordeteten amerikanischen Journalisten James Foley. Er war zusammen mit siebzehn weitere westlichen Geiseln von der dschihadistischen Terrormiliz ISIS gekidnappt worden. Er wurde 2 Jahre gefangen gehalten und dann enthauptet worden. Das Video von der Hinrichtung ging um die Welt.
Diane Foley hat sich für dieses Buch mit ihrer Geschichte und den Erinnerungen an ihren Sohn, den sie Jim nennt, die Stimme des irischen Autoren Column McCann geliehen. Das verschmilzt in dieser unschlagbaren Kombination ein einzigartiges und eindrückliches Werk.
Sein schriftstellerische Können ergänzt Foleys Geschichte zu einem Buch, das sowohl Einblick in die Gedankenwelt einer trauernden Mutter als auch in die verstrickte Glaubenswelt eines Dschihadisten gibt.
Denn auch Alexanda Kotey, der sich für das Kidnappens, der Folter und der Ermordung Foleys schuldig bekannt hat und dafür verurteilt wurde, bekommt eine Stimme.
Durch einen Deal mit der Staatsanwaltschaft bekommen die Angehörigne der Opfer die Möglichkeit sich im Gefängniss direkt mit den Tätern zu treffen. Diane Foley nimmt diese Gelegenheit war, um in die Augen des Mörders ihres Sohnes zu blicken.
“Aber ich hatte durch den Schmerz auch Dinge gesehen, die größer sind als wir. Ich brauchte nicht in Dunkelheit zu versinken. Ich konnte mich auf Gott und gute Menschen um mich herum verlassen.”
Obwohl Foley keinen Zweifel daran lässt, dass sie eine patriotische Amerikanerin ist, übt sie Kritik an der Politik und die Handhabung der Geiselnahme. Denn während andere europäischen Geiseln von ihren Nationen freigekauft oder befreit wurden, ließen sich die US und Großbritannien aus politischen Gründen nicht auf Verhandlungen mit den Terroristen ein.
Diane Foley – eine American Mother
Gründe, die Diane Foley hart in Frage stellt und deren moralischen Rechtfertigung sie diskutiert.
Mich macht „American Mother“ sehr nachdenklich, wenn auch vielleicht aus anderen Gründen als beabsichtigt. Ich erkenne in der unglaublichen schriftstellerischen Fähigkeit McCann aus der Geschichte das emotionale Maximum für die Lesenden zu holen, eine gewisse Manipulation. Ich frage mich unwillkürlich, ob die gleiche Geschichte in den Händen weniger begabter Schreibender die gleiche Wirkung gehabt hätte.
Auf jeden Fall ist Diane Foleys Geschichte die bewegende Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn durch Gewalt verloren hat. Ihre Fähigkeit zur Vergebung ist vorbildlich.
Ein relativ persönliches Thema habe ich mit der Betonung von Foleys Glauben an Gott. Gerade in einem Buch, das sich mit den Auswirkungen religiös motivierten Fanatismus beschäftigt.
Doch grundsätzlich möchte ich betonen, dass sich McCann grundsätzlich mit moralischer Wertung zurückhält. Er gibt mir als Leser*in genügend Spielraum für meine eigenen Gedanken. Und lässt mir auch die Möglichkeit Foleys Perspektive nicht komplett zu übernehmen, aus welchen Gründen auch immer.
Für mich war „American Mother“ sehr, sehr lesenswert und bereichernd. Falls du dich für das Thema interessiert oder du auch einfach nur über eine inspirierende Frau lesen möchtest, empfehle ich dir das Buch auf jeden Fall.
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das gewünschte Rezensionsexemplar. Danke und viel Erfolg an Diane Foley und Colum McCann für das Buch und ihre Arbeit!
Aus dem Englischen von Volker Oldenburg
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