Das erste Kapitel von „An Rändern“ springt mir brutal ins Gesicht.
Du bist ein Kind, erfährst aber keine Liebe, sondern willkürliche Gewalt von deiner Mutter.
„Du legst dich ins Bett, auf der Bettdecke tanzen die Schöne und das Biest, aber du stellst dich schlafend und hoffst, dass bald alles vorbei ist.“
Du bist ihr ausgeliefert.
Angelo Tijssens beschreibt in seinem kurzen und intensiven Roman „An Rändern“, wie ein namenloser Ich-Erzähler an den Ort seiner Kindheit und Jugend zurückkehrt.
Seine Mutter ist gestorben, er muss sich um den Nachlass kümmern.
In dem Ort wartet mehr auf ihn als traumatische Erinnerungen an eine traurige Kindheit.
Er hat dort auch die Liebe zurückgelassen und die erste Liebe bleibt unvergessen.
Oft wechselt der Erzähler ins Du, wie eine Dissoziation, er sieht sich als Kind und Erwachsenen von außen.
Wirst Du verletzt oder ich?
Der Roman ist sehr reduziert aber ungeheuer kraftvoll. Verletzlich und anrührend aber auch gewaltvoll und hart.
Tijssens hat mich emotional erreicht und mitgenommen.
Um etwas abzulösen musst du unter die Ränder.
Starke, intensive Literatur und eine große Leseempfehlung!
Für den international gefeierten flämischen Drehbuchautor ist „An Rändern“ der erste Roman und ich hoffe sehr, dass da noch vieles folgen wird.
Aus dem Niederländischen von Stefanie Ochel.
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für dieses wunderbare Rezensionsexemplar und an Angelo Tijssens für den Roman.
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