Freudenthaler erzählt in „Arson“ von einer Frau und einem Mann.
Die Rastlose und der Schlaflose.
Die Verletzte auf der Flucht und der Feuerjäger. Zwei Existenzen am Rande des Kontrollverlusts.
Es fällt mir leicht, mich auf Freudenthalers fragmentarische Erzählform einzulassen. In die Stimmung einzutauchen.
Manchmal konkret, manchmal traumhafte Bilder und Szenen, teilweise abstrakt, nicht greifbar und dennoch scharf geschnitten.
Es gibt viele metaphorische Beschreibungen von Schlaflosigkeit. Der schlaflose Feuerjäger weiß, viereinhalb Stunden muss ein Mensch im Schnitt schlafen um zu überleben.
„Die Schlaflosigkeit gebiert Motten, unter der Schädeldecke, hinter der Stirn. In den verborgensten Winkeln und den tiefsten Schichten legen sie ihre Larven ab, die sich von Hirnmasse ernähren“
Währenddessen in der äußeren Welt: Die Hitze, die Feuer, die von Algen erstickten Meere, Gewitter und Unwetter. Ein dystopisches Szenario?
Die verwundete Frau zieht sich wie ein schutzsuchendes Tier immer weiter aus der überhitzen Stadt zurück. Immer weiter, bis sie Zuflucht auf dem Land in einem verlassenen Schloss findet.
Können Mann und Frau einander halten? Miteinander eine Zukunft sein?
„Vielleicht, sage ich, gibt es einfach keinen Ort mehr für Träume.“
Freudenthalers Stil wechselt nicht nur zwischen abstrakt und konkret, sondern ist stellenweise fast experimentell. In einigen Passagen lese ich seitenweisen nur einzelne Worte und Satzfragmente aneinander gehängt, sehr assoziativ.
Doch das hat mir gefallen, konnte mich gut darauf einlassen. Eine ganz freie Art des Lesens, sehr wenig geführt durch die reduzierte Handlung des Textes. Vielmehr fühle ich mich emotional geleitetet durch die beschriebenen starken Bilder und die poetische, wortstarke Sprache.
Lesende, die außergewöhnliche, hochkarätige Literatur suchen, finden in „Arson“ eine intensives Stück Gegenwartsliteratur.
Um diesem anspruchsvollen Roman abschließend gerecht zu werden, möchte eine Pressestimme zitieren:
„Politisches Schreiben, das literarisch gültig ist: es ist äußerst selten, hat sich aber in diesem bis ins letzte Detail genau gearbeiteten Text realisiert. […]
»Arson« treibt den Blick ins tiefste Innere wie ins äusserste Äußere unserer Gegenwart.“ – Katja Gasser, ORF
Ein großes Dankeschön an Jung und Jung für dieses besondere Rezensionsexemplar!
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