Ja…..das war mein sehr gewünschter Ausflug ins Fantasy Genre mit „Babel“. Ich lese durchaus ab und an gerne mal einen Fantasy Roman, aber wirklich nur sehr ausgewählt, wie z.b. die Games of Throne Reihe von Martin (wann, oh großer Meister???).
„Babel“ von Rebecca Kuang hat mich wahnsinnig angesprochen und die Leseprobe war gleich in medias res.
Aber leider, leider fällt mein Gesamtfazit dann doch gemischt aus. Ich gehe aber fest davon aus, dass die allgemeine Rezeption begeistert ausfallen wird, der Roman ist an sich wirklich gut! Bitte lasst euch durch meine sehr persönlichen Kritikpunkte nicht abschrecken.
Das umfangreiche (730 Seiten) und genial recherchierte Werk von Rebecca F. Kuang spielt in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts und Oxford ist der Nabel der Welt.
In Oxford steht das königliche Institut Babel. Hier werden die magischen Silberbarren gewirkt, die das Empire am Laufen halten. Wer das Silber kontrolliert hat die Macht und das ist England, aber es braucht ständig neuen Nachschub an Rohstoffen. Nicht nur in materieller Form von Silber, sonder auch in Form von Sprachen und Humankapital. Eines dieser jungen Talente ist Robin, der nach dem Tod seiner Familie aus dem chinesischen Kanton nach England gebracht wird und dort in Babel mit anderen jungen Menschen ausgebildet zu werden.
So weit so Harry Potter
Einiges erinnert mich an die Akademia Reihe von Rowling. Die Oxford Welt, das studentische Treiben, die Freundschaften. Aber Kuangs Welt ist wesentlich düsterer und meiner Meinung nach auch sprachlich ansprechender. Ein Punkt, was den Roman so genial macht, sind die sprachwissenschaftlichen Fachsimpeleien über Übersetzungen, Wort- und Sprachstämme und die feinen Unterschiede in den Sprachen.
Das große Thema in Kuangs Roman ist das vorherrschende kolonialistische und ausbeuterische Gedankengut der weißen, oberen Klasse des Empires. „Babel“ kann so als Parabel auf verschiedene historische und aktuelle Strömungen wie z.b. die industrielle Revolution gelesen werden. Das ist großartige Gesellschaftskritik.
Leider nimmt der Roman in der zweiten Hälfte eine Entwicklung, die mich nicht mehr mit nimmt und je actionlastiger die Handlung wird, desto weniger bin ich dabei. Das letzte Drittel finde ich dann überhaupt nicht mehr gut. Kuang vereinfacht komplexe Sachverhalte stark und über die fragwürdige moralische Botschaft des polarisierenden Endes kann man sicher streiten..
Eine drastische schwarz-weiß Malerei trägt nicht zur Differenzierung bei. Mich hat dieses letzte Drittel ins Grübeln gebracht, aber nicht in positiver Art und Weise
Was mich auch gestört hat, ist das komplette Ausblenden und Fehlen der meisten körperlichen Aspekte. Sexualität, Verlangen und Leidenschaft werden gar nicht, romantische Liebe so gut wir gar nicht erwähnt. Auf mich wirken diese Aussparungen, genauso wie die zensiert und entschärft wirkenden Gewaltszenen, steril und bieder-brav.
Kann man sicher mögen, tu ich aber nicht.
Von daher fällt mein Fazit eher gemischt aus. Ein Roman mit Potential zur Begeisterung sowohl sprachlich als auch inhaltlich, an dem mich aber einige Aspekt gestört und irritiert haben.
Freu mich auf den Austausch!
Ich danke Lovelybooks und Eichborn Verlag, dass ich für die Leserunde ausgelost wurde und den Roman schon vorab lesen durfte!
Übersetzt von Heide Franck und Alexandra Jordan
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