Bittersüß von Hattie Williams

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Bittersüß Hattie Williams Rezension

Wir wissen das. 

Charlie, die Protagonistin in Hattie Williams‘ Roman, ahnt das auch. Aber ihre Beziehung zu Richard, dem berühmten Schriftsteller ist natürlich anders. Er interessiert sich wirklich für sie und ihre fachliche Meinung. Denkt sie. 

„Er war verheiratet. Plötzlich blickte ich mit seinen Augen auf mich. Ein junges, naives Ding, das an seinen Lippen hing und auf seinen Wunsch bereitwillig die Beine breit machte, weil es unbedingt von diesem großartigen Mann genommen werden wollte. Ich schüttelte den Gedanken ab. Nein. So war es nicht.“

Natürlich ist es genau SO. 

Wir wissen das. 

Bittersüß? Oder doch eher toxisch…

Der Roman von Hattie Williams fesselt mich aber nicht auf Grund der vorhersehbareren Entwicklung von Charlies Affäre, sondern mit psychologischer Genauigkeit. Die britische Autorin beschreibt nachvollziehbar und nachfühlbar, warum sich die junge Charlie dermaßen emotional in die Beziehung zu dem älteren Mann verstrickt.

Sie beschreibt,  welche Verlustängst die mental instabile junge Frau quälen.

Für mich als erwachsener und (relativ) stabiler Mensch lesen sich ihre Naivität und Unsicherheit teilweise schmerzhaft. Sie wecken ungute Erinnerungen an mein jüngeres Ich.

„Ich wollte locker und unkompliziert rüberkommen, ihm nicht zeigen, wer ich eigentlich war, ein nervöses Mädchen, das es allen recht machen wollte.“

Auch wenn ich die ganze Zeit weiß, wie sich die Geschichte entwickeln wird, war „Bittersüß“ für mich ein schöner Pageturner, den ich super gerne gelesen habe. Gerade die Einblicke in die Verlagsbranche haben mir sehr gefallen. Williams, die vor vielen Jahren nach einer Karriere als Musiker eher zufällig in der Branche gelandet ist und mittlerweile ein Literaturfestival ins Leben gerufen hat, bringt hier vermutlich auch viele eigenen Erfahrungen mit ein.

Mir hat auch die Leichtigkeit sehr gut gefallen, mit der Williams von dieser Beziehung erzählt. Einer Beziehung, die das Potential hat, einen jungen Menschen zu zerstören. Ich finde, sie ordnet Charlies Verhalten und ihre Beziehung zu Richard sehr gut ein. Sie zeigt deutlich die Mechanismen des großen Alters- und Machtgefälles.

„Bittersüß“ hat mich auf ansprechenden Niveau wirklich super gut unterhalten. Ich würde mir auch ohne Zögern den zweiten Roman „BEGINNING. MIDDLE. END“ holen, den die Londoner Autorin bereits auf ihrer Webseite angekündigt hat.

  • Bittersüß Hattie Williams Klappentext
  • Hattie Williams

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